Über Sonnencreme, Mehlschlachten, Luft-Luftballons und umpfaire Rosinen

Veröffentlicht von leitmedium am

Sonnencreme

Die Sonnencreme sei leider schlecht, es täte ihnen leid. Ich hatte jamit einer anderen Antwort gerechnet. Morgens noch stellte ich auf dem Weg zur Kita fest, dass ich mal wieder die „Achtung Ausflug, es wird sonnig, Kinder bitte eingecremt bringen“-Mail überlesen hatte und nutzte die Gelegenheit, eine nicht mineralische Sonnencreme zu kaufen. Die Mineralische hätte es leider nicht gegeben, da könne ich nichts machen, erklärte ich noch und rechnete insgeheim mit jubelnden Kindern, die nicht wie frisch gestrichene Litfaßsäulen herumlaufen mussten. Aber nein, die Kinder zeigten sich enttäuscht und die Freude war dahin. Aber was denn genau schlecht sei an der Creme, fragte ich. Ob sie doch wieder so weiß gewesen wären? Nein, gar nicht. Ob die Creme unangenehm gerochen hätte? Nein, das wäre kein Problem gewesen. Sei sie vielleicht unangenehm auf der Haut? Nein, sie sei schön schnell eingezogen. Aber was war denn das Problem? Ihnen sei auch mit der Creme heiß in der Sonne gewesen! Sie hätte überhaupt nichts gebracht.

Mehlschlacht?

Das war es wohl für dieses Jahr mit meiner Sonnencreme-Initiative. Mit Fakten brauche ich jetzt nicht mehr kommen. Aber es lief ja auch am Vortrag schon nicht gut, als uns vor der Kita ein paar Jugendliche mit schneeweißen Gesichtern entgegenkamen und ich „Na, da haben Eure Eltern es mit der mineralischen Sonnencreme aber übertrieben, wa?“, meinte, sie aber drauf verwiesen, dass sie gerade eine Mehlschlacht gemacht hätten. Was genau denn eine Mehlschlacht sei und warum man die mache, fragte ich, wurde aber nur mit einem „Alter Mann versteht nicht, was Spaß ist“-Schulterzucken abgetan. Um meinen Coolness-Faktor vor den Kindern nicht ganz verspielen, erklärte ich, dass ich früher nicht nur jonglieren, sondern auch Feuer mit Mehl spucken konnte. Ja, ganz bestimmt, kommentierten die ungerührt und ich vermute, ich habe nicht ganz erreicht, was ich wollte.

Luft-Luftballons

Wenigstens gab es gleich danach Ablenkung beim Kita-Sommerfest. Kurz irritiert war ich nur, als die Kinder beim Lied vorsingen alle ein Fäustchen in die Luft hielten. Dass sei ja jetzt erstaunlich politisch, begann ich das Gespräch mit den ErzieherInnen. Neinnein, das sei wegen der Umwelt! Eigentlich müsse man bei diesem Lied einen Helium-Luftballon an einer Schnur in der Hand halten und am Ende fliegen lassen. So wie jedes Jahr. Aber hier wegen Ökoschnöko hätten sie sich dieses Jahr dagegen entschieden und quasi eine Trockenübung gemacht. Ich verkneife mir den Kommentar, dass das ja eine ziemliche Luftnummer sei, überlege aber, was man noch so einfach durch Pantomime an Umweltschutz leisten könnte. Keine Plastik-Legosteine mehr, sondern nur so tun, als würde man bauen. Luft schlürfen statt Strohhalme. Mein Gott, »Des Kaisers neue Kleider« war ein Öko-Märchen mit nachhaltiger fair trade Zero Waste Kleidung! Während ich kurz meinen verbotenen Gedanken nachhänge, werde ich mit dem Hinweis fotografiert, das man das von mir jetzt nicht gedacht hätte. Unaufmerksam habe ich mir von den Kindern Smarties andrehen lassen. Jetzt gibt es Nestlé-Kompromat von mir und das habe ich von meinen ungrünen Gedanken!

Umpfair!

Die Kinder hätten zu dieser Situation wohl einfach „umpfair!“ Gesagt. Denn im Moment ist alles, wirklich alles UMPFAIR! Frühstück nicht grammgenau abgewogen und verteilt? UMPFAIR! Nicht sekundengenau mit allen Kindern abends gleich viel gekuschelt? UMPFAIR! Sich mal am Wochenende zehn Minuten hinsetzen und einfach nur die Wand anstarren wollen? Im Chor: U-M-P-F-A-I-R. Ich beneide ja Kinder manchmal darum, dass sie einfach rausbrüllen, was sie denken, sich auf dem Boden wälzen oder zu weinen anfangen, wenn etwas nicht passt. Als es heute zu heiß im Büro war, hätte ich ja auch gern mit schluchzen begonnen. Und als die Erdbeeren, die verteilt wurden, definitiv zu wenig für mich waren, hätte ein UMPFAIR sicher gut gepasst.

Rosinen

Ganz besonders umpfair aber ist es, wenn Rosinen im Essen sind. Gerade erst habe ich wieder den kapitalen Fehler gemacht, und zwei Müslisorten MIT ROSINEN gekauft. Die Kinder durchleben dann die fünf Phasen der Trauer. Zunächst Freude aufs Müsli. Dann Phase 1: Leugnen. Sie reden sich noch ein, dass das vielleicht keine Rosinen sind. Phase 2: Zorn. Sie beschimpfen mich, wie ich so umpfair sein könne, so etwas zu kaufen. Phase 3: Verhandeln. Ob ich nicht die Rosinen für sie rauspicken könne? Phase 4: Depression. Sie hätten überhaupt keinen Hunger. Es würde ja auch nichts bringen, überhaupt etwas zu essen. Jemals. Doch der Appetit kommt und Phase 5 beendet das Drama: Akzeptanz. Zwei Maiswaffeln, Joghurt und etwas Obst wären auch okay. Aber das nächste Mal auf die Zutaten achten, ja Papa? Ok, versichere ich. Und leider leider müsse ich das ganze Müsli dann jetzt allein aufessen. So schade. Jedenfalls arbeite ich noch an einer neuen Thriller-Jugendbuchserie. Nach dem ganzen Vampir- und Zauberwahnsinn der letzten Jahrzehnte denke ich an einen etwas realistischeren Plot. Arbeitstitel: »Rosinen im Müsli«. Friedhof der Rosinentiere wäre wohl zu plakativ gewesen.


Dir hat der Blogpost gefallen? Dann lade mich doch auf einen Kaffee ein! (Paypal-Link) oder sieh Dir meine Wunschliste an.

Kennst Du eigentlich schon mein fragmente-Blog? Dort landen ab und zu …Fragmente! Diesmal habe ich über „Peinliche Tagebücher“ geschrieben.

In der zweiten Folge der vierten Staffel von MKL reden Patricia und ich über – gääähn – Langeweile. Am 15.1. erscheint Folge 3 zum Thema Autonomiephase.

Kennst Du schon den unvorhersagbar erscheinenden Newsletter?

Keinen Blogpost verpassen? Folgen Sie auf Facebook (Soll ich mal ehrlich sein? Ich denke manchmal drüber nach, die Facebook-Seite zu schließen. Bestärküngen und „oh nein auf keinen Fall sonst geht die Welt unter“ bitte in den Kommentaren).

Mein glamoröses aber Treppenfoto-freies Insta-Leben verfolgen: Hier entlang!


Kategorien: Montagspost

leitmedium

Parteiloser Postprivatier.

11 Kommentare

Christine · 25. Juni 2019 um 8:29

Eco cosmetics sunmilk sensitive lsf 30 kann ich sehr empfehlen. Ist zwar teurer aber fast gar nicht weiß.
Viele Grüße

Angi · 25. Juni 2019 um 9:40

hahaaaa, umpfair – aber ich muss ein bisschen klugschei*** – ein chemischer UV Filter wandelt das Sonnenlicht auf der Haut tatsächlich in Wäre um 😉

Claudia · 25. Juni 2019 um 9:58

ich kann ja sehr das „scheißverein“-rufen von känguru empfehlen bei dem bedürfnis nach rausbrüllen 😀

Ania · 25. Juni 2019 um 10:29

Ich kichere. Dabei mag ich doch EIGENTLICH gar keine Kinder. DAS BLOG IST SUBVERSIV. Umpfair.

Richard & Hugo · 25. Juni 2019 um 13:10

Hugos Bein sah gestern auch so aus, als sein Onkel ihm gezeigt hat, was man mit Stiften so alles machen kann…
U-M-P-F-A-I-R werde ich wohl auch in meinen Alltag mit einbinden. Gefällt mir irgendwie…wenn ich damit eher anfange als Hugo, könnte ich ihn damit doch Schach-Matt setzen, oder?

LG, Richard & Hugo vom neu gestalteten https://www.vatersohn.blog/

🙂

Turtle · 25. Juni 2019 um 13:24

Bei den Rosinen im Müsli kann ich die Kinder voll verstehen. Rosinen sind super aber im Müsli sind sie einfach nur falsch (jegliches anderes Trockenobst auch, aber das nur am Rande)

Angi · 25. Juni 2019 um 13:46

Da der Antwort Button bei mir nicht geht: Das lässt sich mangels wissenschaftlicher Studien nicht beantworten, wohl aber, dass die chemischen Filter in die Haut eindringen, dabei Moleküle wirksam werden, regieren und so die UV Strahlung in eine andere Energie umwandeln. Es ist bis dato aber nicht vollends klar, was da genau passiert weswegen auch viele dagegen sind.
p.s.: ich vertrete ja die Meinung, dass man bei so großer Hitze/Sonne, dass man sich verbrennen könnte, lieber im Schatten bleibt 😀

Uta · 25. Juni 2019 um 15:28

Hier funktioniert der Antwortbutton auch nicht, deshalb schreibe ich meine lustige Anekdote zu Eco cosmetics sunmilk sensitive lsf 30 hier hin.
Tatsächlich habe ich gerade eben drei Kinder mit dem Zeug eingeklebt und kann sagen:
– Es ist wirklich kaum weiß.
– Es ist sehr teuer.
– Es klebt wirklich wie hulle!
Als am Sonntag unser 16-jähriger seine Freundin hier hatte, wollte er sie romantisch eincremen, weil sie „auf dem Trampolin lernen“ wollten. aha.
Ich hatte aber nur Eco cosmetics sunmilk sensitive lsf 30 da und drückte dem Burschen das Zeug in die Hand, mit den Worten: „Hier, ganz was Gutes, bio und vegan und ohne Tierversuche.“
Von draußen hörte ich weibliche Unmutsäußerungen.
Dann die Stimme des Sohnes: „Jaaa, das lässt sich schlecht verteilen und riecht komisch, aber es wurden keine Tiere dafür getötet.“
Freundin: “ Leider klebt das Zeug so dermaßen am ganzen Körper, dass auf meiner Haut jetzt mehrere kleine Insekten verstorben sind, weil sie einfach an mir kleben bleiben.“
😀

Daniela · 25. Juni 2019 um 20:19

Auch bei mir geht der Antwortbutton nicht. Richtig umpfair finde ich das.
Aber richtig lustig auch immer wieder die Kommentare hier, deiner Uta, ist richtig zum scheckig lachen, Danke 🙂

Über eine Umweltkita, Bügelperlen und kein Würstchen-Verbot - vier plus eins · 4. November 2019 um 23:49

[…] Über die Luftballons ist wohl niemand überrascht, nachdem auf dem letzten Sommerfest die Kinder ihre Luftballons bereits pantomimisch gehalten haben. Und über die Strohhalme solle man sich keine Sorge machen. Es gäbe eine Alternative: Für […]

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert