Über Killekillelochhosen, Midlife-Crisis-Tattoos und ethisch korrekte Verstopfungen

Veröffentlicht von leitmedium am

(Fast) jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie.

Keine Zeit, Keine Zeit!

Die seltenen Fälle, in denen ich bei fraumierau anrufe und bis zur Mailbox klingeln lasse, sind meistens im Stress. Dann kommt der leicht verhasste Moment, in dem das Beginnen der Ansage bescheinigt, dass ich sie nicht erreicht habe. Und dann höre ich »… bin Mutter von zwei Kindern und kann daher nicht ans Telefon gehen« und muss jedes Mal kichern, denn der Satz bestätigt sich allein dadurch, dass sie nicht einmal in den letzten zweieinhalb Jahren genug Zeit hatte, um in der Ansage aus zwei Kindern endlich drei zu machen. Vielleicht ist es auch sinnvoller, ab einem Kind einfach „habe mich fortgepflanzt – keine Zeit… keine Zeit“ draufzusprechen und dabei den weißen Hasen aus Alice im Wunderland zu imitieren. Dann muss man die nächsten 18+ Jahre den Spruch nicht mehr ändern und Anrufende können wissend mit den Augen rollend auflegen.

Midlife-Crisis-Tattoo?

Immerhin hat sie auf ihrem Arm endlich das fehlende Kind nachtragen lassen. Als nämlich gerade ihr Tattoo mit zwei Kindern fertiggestellt war, stellten wir überrascht fest, dass wir uns verzählt hatten, denn plötzlich waren wir einer mehr. Jetzt ist der Babysohn also reingebastelt und es funktioniert als Motiv gut, was sicher auch der monatelangen Planung im heimlich von ihr „Midlife-Crisis Tattoo“ genannten Moodboard auf Pinterest zu verdanken ist. Nachdem ich den Titel las und letztens ja die 40 erreicht habe, grübele ich immer noch, ob ich jetzt auch ein Midlife-Crisis-Tattoo brauche. Aber dann kichert sie und behauptet, ich hätte beim Letzten so dramatisch gelitten, dass das sicher nie geschehen werde. Ich weiß nicht, wovon sie da spricht, weil in meiner Erinnerung war das alles ganz einfach. Aber wenn ich sie auf die Geburten anspreche, in denen sie mir jedes Mal fast beide Hände brach, mich beschimpfte und schwor, nie wieder im Leben ein Kind zu bekommen, um Stunden danach vom schönsten Moment ihres Lebens zu schwärmen, ist das wohl einfach ein angeborener Schutzmechanismus.

Killekillelochhose

Ein anderer elterlicher Schutzmechanismus ist, sich manchmal kurz hinter dem Smartphone zu verkriechen. Zum Beispiel wenn man in der U-Bahn tatsächlich Sitzplätze für sich und die Kinder bekommen hat, offenbar niemand in Lebensgefahr schwebt, hungrig oder durstig ist oder dringend auf die Toilette muss. Dann gibt es diesen kurzen „Ach, nur mal schnell E-Mails checken“-Moment und plötzlich hörst Du, wie die ganze Bahn kichert. Du blickst auf und siehst, wie der Babysohn bei der Frau neben sich die Jeanshose mit modischen Schlitzen entdeckt hat, sich langsam mit dem kleinen Zeigefinger dem Schlitz im Knie nähert und immer wieder „Killekillelochhose!“ ruft. Der Frau war es sichtlich unangenehm, dem Rest der Bahn eher nicht und ich versuche bis heute, den Kindern zu erklären, warum man sich kaputte Hosen kaufen kann – und das keine Killekillelochhosen sind.

Verstopfung, mal wieder

Apropos kaputt. Es gab diese Woche wieder einen Vorfall. Vielleicht erinnert man sich, dass es hier eine längere Vorgeschichte mit dem Pömpel und einem verstopften Abfluss gibt, den ich auch mit dem Staubsauger nicht frei bekommen habe. Nun, er war jetzt ein paar Monate benutzbar, bis sich genau eine Stunde vor meiner Geburtstagsfeier die Badewanne mit dem Abflusswasser der Waschmaschine füllte. Ich habe eine halbe Stunde lang Wasser mit einem Zahnputzbecher abgeschöpft und rumgepömpelt, um zumindest nicht ein ganz peinliches Bad anzubieten. Aber irgendwie ließ sich das Problem auch die nächsten Tage mit Notfallchemie und weiteren Pömpel-Versuchen nicht endgültig lösen, also erinnerte ich mich an ein Gespräch, in dem mir ein Freund erklärte, er hätte so ein Luftdruck-Gerät für den Abfluss. Ha, das klingt gut, dachte ich. Funktioniert wie eine Luftpumpte, mit der man Luft zusammenpresst und dann in die Leitung schießt. Gerät bestellt, das Experiment konnte beginnen.

Ein wenig tat sich was ich war zuversichtlich, die Leitung mit weiteren gezielten Luftdruck-Schüssen wieder frei zu bekommen, auch wenn der Hinweis, dass vielleicht schon wieder eine Mini-Zahnpastetube im Abfluss gelandet sei mich nicht vollständig zuversichtlich stimmte. Jedenfalls sitze ich einen Tag nach meinen vielversprechenden Luftdruckversuchen in einem hippen Café und coworke so vor mich hin, als fraumierau mich panisch anruft, dass es bei den NachbarInnen unter uns von der Decke tropfe. Ich bin also nach Hause geeilt, und finde zwar eine waschende Waschmaschine, aber nirgends eine sichtbare feuchte Stelle und mögliche Ursache. Auch der Sanitär-Notdienst war etwas ratlos, denn unter uns tropfte es fleißig weiter. Als mich der Handwerker mit einem Columbo-Blick fragte, ob ich einen Tag vorher den Pömpel benutzt hätte, konnte ich sehr ehrlich mit „Nein!“ antworten. Nachdem uns nach dem letzten Handwerker-Einsatz 4 Arbeitsstunden für eine Fahrt zur 10 Minuten entfernten Baumarkt in Rechnung gestellt wurde, bin ich da sehr vorsichtig. Es folgte auch sogleich eine lange Belehrung, dass wir noch DDR-Abflussrohre hätten und die seien verklebt und da könne es zu Problemen kommen, wenn man so Druck ausübt. Wieder wurde ein Profi-Abflussreinigungsgerät zum Einsatz gebracht (Ich will auch so eins) und diesmal immerhin ein Eis-Stiel zu Tage gefördert.

So sieht also ein Eis-Stiel nach Monaten im Abfluss aus.

Wenigstens ethisch korrekt verstopft!

Als ich den Kindern leicht vorwurfsvoll den Stiel gezeigt habe, meinten sie nur, sie könnten mir versichern, es sei nicht von Nestlé gewesen, um sich sogleich völlig schuldunbewusst zu entfernen. fraumierau erteilte mir jetzt absolutes eigenhändiges Handwerkerverbot im Umkreis von 100 Metern um die Wohnung und droht damit, einen Blogartikel über mich zu schreiben. So weit kommt es noch.

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Das fulminante „Nicht durchdrehen mit Kindern„-Staffelfinale von MKL ist erschienen. Gar nicht mal so schlecht geworden.

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Kategorien: Montagspost

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3 Kommentare

Friederike · 28. August 2018 um 10:16

Vielleicht hat der Babysohn das ultimative Killer-Argument gegen die Absurdität zerrissener Jeans entdeckt – herzlichen Glückwunsch, das ist genial!

Simon · 28. August 2018 um 22:55

Unser, damals gerade lauffähiger, Sohn ist mal im Restaurant auf einen Typen mit leichtem Maurer-Dekolleté zugesteuert und hat zielsicher seinen kleinen Zeigefinger im Poritzenansatz versenkt. Seitdem achte ich drauf, ob Rückenlehnen durchgehend sind oder nicht.

Aless · 29. August 2018 um 21:56

Unser Sohn hat letztens im Schwimmbad einer älteren Dame auf den Po gehauen. Sie hat sich erst sehr empört umgedreht und sich dann über den „jungen Charmeur“ schlapp gelacht. 🙂

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