Über Handzähler, Hausschuhe und einen Hosentaschenblock

Veröffentlicht von leitmedium am

Handzähler

Papa. Papa. Papaaaa. Während ich mit dem kleinen Sohn an der Hand den Weg von der Kita nach Hause schlendere, denke ich darüber nach, wie Papa oft unsere Kinder am Tag wohl Mama und Papa sagen. Vielleicht kann man es ja messen? Bei Verkehrs- und Besucherzählungen gibt es so kleine Geräte für die Hand, wo man immer einen Knopf drückt, wenn man eine Zahl eins weiter hochzählen möchte. Papa. Wie die Geräte wohl heißen? Verkehrszähler? PersonenPapa!zähler? Komische Dinger. Und ob man sie zurücksetzen kann, wenn sie wieder bei null Papa sein sollen? Papa Papa! Ich kann ja mal kurz nachsehen… Ah. Handzähler. Als würden sie Hände zählen. Wenn wir zwei davon hätten, könnten wir Papa, meine Schuhe einen Tag lang genau zählen wie oft Mama und Papa gezählt wird, was manchmal wohl gar nicht so einfach ist, wenn alle drei PAPA!!! Kinder gleichzeitig reden. Aber das müsste man dann heimlich in der Hosentasche machen, weil sonst sehen es die Kinder und das verfälscht das PAPA, MEINE SCHUHE Ergebnis. Außerdem darf fraumierau dann keinen Rock tragen, weil Röcke haben ja meistens keine Taschen. PAPA, ICH HABE NOCH MEINE HAUSSCHUHE AN!

Hausschuhe

Leicht betroffen sehe ich am kleinen Sohn herab, der noch seine türkisfarbenen, irgendwie ziemlich hässlichen Kita-Hausschuhe trägt. Kurz überlege ich, ihm einfach zu erklären, dass heute doch Hausschuh-Tag sei, aber dann gibt es bestimmt wieder Ärger mit der Ehrlichkeits-Polizei. Die Kinder sind ja immer so nachtragend. Und ihm sagen, dass er ja auch selber hätte dran denken können, darf ich bestimmt auch nicht, weil das dann gegen irgend eine andere pädagogische Regel verstößt. Ja, ok, er habe mich eben erwischt, ich hätte die Schuhe vergessen, ob er jetzt zufrieden sei?! – sage ich in Gedanken. Mein Mund erklärt pflichtbewusst, dass wir das wohl vergessen haben, das könne ja mal passieren. Zufrieden springt er in eine Pfütze und ich notiere auf meinem kleinen schrulligen Block, dass wir neue untürkise Hausschuhe brauchen.

Hosentaschenblock

Auf dem kleinen schrulligen Block, den ich jetzt immer in der Hosentasche habe, notiere ich auch sonst unterwegs alles, was mir einfällt und ich nicht vergessen will. Weil sonst wird man ja verrückt und denkt nur noch daran, dass man nicht vergessen will… dass man nicht vergessen wollte… zu vergessen… ja, was war das noch? … man muss nur … Moment, gleich hat man es wieder … das war wirklich ganz wichtig – und weg ist es. Und dann schläft man schlecht. Zur Zeit steht zum Beispiel drauf, dass bald das Großfamilientreffen ist und in der Mail stand, man solle „Hausschlappen“ mitbringen wegen des guten neuen Teppichs. Ich habe keine Hausschlappen und finde es auch gut, das Wort nicht zu benutzen, denn es kitzelt unangenehm im Ohr. Aber damit der Haussegen nicht schon vor den Gesprächen über Politik schief hängt, nehme ich pflichtbewusst die neon-orangenen Stoppersocken aus der Trampolinhalle mit. Dann war diese Anschaffung ja wenigstens nicht ganz umsonst. Man merkt schon, ich plane diesmal alles ganz genau. Seit Jahren war ich auf keinem Familienfest mehr, die Kinder kennen kaum Verwandte, und ein bisschen bin ich schon gespannt. Wobei ich befürchte, dass mir einige der leicht bis stark rechts abgebogenen Verwandten stolz ihre Neugeborenen präsentieren und diese dann wahlweise Adolf oder Eva heißen.

Kuscheltiere

Auch aufgelistet werden im Block alle Dinge, die mit auf geplante Reisen müssen. In der letzten Woche haben wir fraumierau zur Buchmesse begleitet, wo sie zurecht ein bisschen vor Stolz platzend ihren „Ich habe einen Bestseller!!!“-Bestseller »Mutter.Sein« präsentierte, den man übrigens auch als Vater lesen darf, wie ich finde. Beim Packen jedenfalls bin ich ja eher so Marie Kondo mäßig (und nur da) und packe vorzugsweise nichts ein, weil das ja sonst getragen werden muss. Während ich also überlege, welchen gesellschaftlichen Status täglich frische Unterwäsche nun eigentlich wirklich hat, rufen die Kinder aus dem Nebenzimmer, sie hätten schon fertig gepackt. Ich denke noch, dass das jetzt aber schnell ging, und hege kurz die Hoffnung, ein paar Sachen vielleicht sogar in ihre Reiseköfferchen tun zu können. Leider stehen sie dann mit ihren überlebensgroßen Haupt- und einer Horde an Zweit- und Drittkuscheltieren vor mir und erklären, dass sie wirklich auf keines verzichten können. Unter gar keinen Umständen.

Wandertorte

Im Zug spielt der Kleinste dann „Kaffa pocken“ in der ICE-App und lässt sich nicht davon abbringen, jedes Mal eine Torte in den Koffer für die Wanderung in den Bergen einzupacken, weil er Torte eben mögen würde. Ihm sie die Punktzahl im Spiel doch egal, Torte sei Torte. Ja, das erklärt jetzt schon einiges, denke ich und merke mir fürs nächste Mal, einfach anzubieten, dass sie ein Stück Torte statt Kuscheltierhorden mitnehmen dürfen. Zucker schlägt Flausch und nimmt weniger Platz weg.

Papa, Update!

Wenn ich Blog-Artikel schreibe, warte ich bis die Kinder schlafen, schließe alle unnötigen Programme, schalte oftdas Wlan aus, und konzentriere mich dann auf den Text, um zwei Stunden in der Woche ganz ohne Unterbrechung an einem Stück zu schreiben. Den letzten Absatz hat diesmal das Java Update verhindert. Aber das ist ja eigentlich auch nur eine Art des Computers ist, PAPAPAPAPAPA! zu sagen. Ich finde nur, vergessene Hausschuhe sind wichtiger. Aber das ist natürlich nur meine Meinung.


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Kategorien: Montagspost

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Parteiloser Postprivatier.

4 Kommentare

Nastijas · 22. Oktober 2019 um 5:24

Hihi Erste!
Liege mit hyperaktivem Bauchbewohner wach im Bett und lausche dem geliebten Ehemann beim Raubtiere vertreiben (funktioniert nur nicht, die Katze will dennoch schmusen).
Gott sei Dank gibt es einen neuen Blogeintrag!

Diese Handzähler sind schon tolle Dinger, es gibt sie sogar in verschiedenen Farben!!! Der Zählstand geht aber oft nur bis 999 und das ist bei Mama & Papa ja schnell geschafft 🙂

Richard & Hugo · 22. Oktober 2019 um 9:35

Das Wort „Papa“ ist hier inzwischen auch zu einem Topseller acanviert. Dicht gefolgt von „Papa gugg“…
& Kuscheltiere auf Reisen kann ich voll & ganz nachvollziehen. Müssen alle mit! 🙂

Bei uns gibt es übrigens auch einmal im Jahr ein Familientreffen, für das verzweifelt auch die kommende Generation begeistert werden soll. Irgendwie schön…

LG, Richard & Hugo vom https://www.vatersohn.blog/

Anne · 22. Oktober 2019 um 9:40

Den Handzähler hab ich letztens bei Flying Tiger gesehen und mich noch gefragt, was ich mit dem Ding soll. Jetzt weiß ich es 😀

Merle · 22. Oktober 2019 um 14:28

Ich hab sehr über den Absatz mit der Familienfeier gelacht. Das ging mir vor ein paar Wochen genauso, bis hin zu dem hier „Wobei ich befürchte, dass mir einige der leicht bis stark rechts abgebogenen Verwandten stolz ihre Neugeborenen präsentieren und diese dann wahlweise Adolf oder Eva heißen.“ War erleichternderweise doch nicht der Fall und am Ende war es sogar ganz nett. Wenn man die Leute nur alle paar Jahre mal sieht, lässt sich das aushalten.

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