Über Bleistifte ohne Grip, Wolkenhefte und leere Kugelschreiber

Veröffentlicht von leitmedium am

Bleistifte

Sie bräuchten noch dringend Bleistifte für die Schule. Ob wir nicht noch welche bestellen könnten? Der Schuljahresbeginn ist zwar schon einige Wochen her, aber noch immer zieht sich die „und das fehlt noch und das und das“-Phase hin und wenn sie vorbei ist, sind Sommerferien. Bleistifte seien kein Problem, erkläre, gehe an mein Scheibpult, greife in verkramte Schublade und hole ca. zwei Dutzend Bleistifte hervor – von abgenagten IKEA-Stummeln bis zu noch nicht angespitzten Hochglanz.Exemplaren mit Radiergummi. Betreten schütteln die Kinder die Köpfe. Nein, SOLCHE Bleistifte würden nicht gehen. Wie, solche, würden nicht gehen? Es sei doch alles dabei, von 2H bis 2B, was mich daran erinnere, dass ich mir zwar vorstellen könne, dass H für hart stehe, aber warum B für weich stünde, nicht. Jedenfalls seien das alles Bleistifte. Aber die hätten keinen Grip! Sie bräuchten unbedingt Bleistifte mit Grip, sagt die Schule. In einem Anflug von Bleistift-Spitzer-Tum erkläre ich, dass die Menschheit die letzten zweihundert Jahre auch ohne Grip ausgekommen sei und ich werde jetzt bestimmt nicht ein Kilo Stifte wegwerfen, weil sie keinen Grip hätten.

Wolkenhefte

Und überhaupt, das sei ja so wie das mit dem „Wolkenheft“ damals in der Schule. Da wurde erklärt, der Englisch-Unterricht könne nur mit Wolkenheft stattfinden. Das gäbe es in dem einen Laden hinten links drei Mal um die Ecke von der Schule. Da wandern dann die Eltern mehrerer Klassen einzeln hin und lassen sich erklären, dass die Wolkenhefte ausverkauft seien. Auf die Nachfrage, was jetzt das besondere an den Heften sei und warum man ohne sie nicht Fremdsprachen lernen könne, erfährt man immerhin, sie seien auf der einen Seite liniert und auf der anderen gäbe es Wölkchen, in die man Worte reinschreiben könne. Am besten wahrscheinlich mit Bleistiften mit Grip, ey. Jedenfalls darf ich ja leider nicht „Bitte nageln Sie sich Ihr Wolkenheft gepflegt ans Knie“ ins Mitteilungsheft schreiben, aber so in Gedanken habe ich es schon sehr oft getan. Vielleicht bleibt uns ja wenigstens die Taschenrechner-Diskussion in Zukunft erspart.

Beschriften

Entgeistert fragen die Kinder nach, was die Stifte jetzt mit den Wolkenheften zu tun hätten. Und die Hefte seien übrigens sehr schön gewesen! Nichts, nichts hätten sie damit zu tun. Das würden sie nicht verstehen. Sie schütteln leicht mit dem Kopf, ergreifen aber die Initiative und weisen daraufhin, dass wir die Grip-losen Bleistifte jetzt noch alle beschriften müssten. Wie übrigens auch die Scheren, Anspitzer, Lineale, Klebestifte und Lineale. Das sei Pflicht! Überall müsse stehen, wem es gehöre! Leicht zerknirscht ziehe ich einen Stapel Namensaufkleber hervor, der hilfreich ist, aber hier eigentlich an der falschen Stelle verwendet wird: Wenn ich gern etwas beschriften möchte, dann doch die Gegenstände zu Hause. MEIN Kissen, MEINE Lieblingsschüssel, MEIN Obst für morgen fürs Frühstück! Bleistifte jedenfalls würde jetzt nicht unbedingt einer Inventarisierung unterziehen, aber wer weiß schon, was da genau in der Schule mit den Stiften alles gemacht wird. Sollte ich jemals in einen Stayfriends-Klassenchat trauen, frage ich nach, ob sich jemand erinnert, wie wir damals ohne Beschriftung ausgekommen sind.

Kugelschreiber

Die Kinder haben immerhin die ersten Tage auch ohne Grip gut überlegt. Vielleicht in Zusammenhang steht damit aber der Kugelschreiber-Vorfall. Über mehrere Tage hinweg wurden sämtliche Kugelschreiber bei uns zu Hause geleert. Ein Kind hat offenbar entdeckt, wie spannend doch diese Federn sind und seitdem ist jeder schnelle Griff in den Stift-Halter einer ins Leere, bzw. hält man eine klappernde leere Hülle in der Hand. Als es dann meinen heißgeliebten Diplom-Kugelschreiber (ein billiges Werbegeschenk der Uni zum Abschied – emotionaler Wert: unbezahlbar) erwischt hatte, wurde ich doch ein wenig ungehalten und forderte, dass der Stift jetzt sofort wieder repariert werde. Das Kind mit der verräterischen Kiste voller Minen und Federn erklärte mit versteinertem Gesicht, dass es absolut keine Ahnung habe, wer das gewesen könnte. Vielleicht ja wieder dieser Rainer Niemand, wie letztens. Es selbst habe damit nichts, wirklich absolut nichts zu tun! Es könnte sich aber vorstellen, einfach aus reiner Freundlichkeit nachzusehen, ob es vielleicht eine passende Feder und Mine hätte. Man finde ja in der Wohnung so dies und jenes. Wir belassen es bei der nicht abgeschlossenen Aufarbeitung des Falls und ich gebe mich eine halbe mit einem reparierten Kugelschreiber zufrieden. Es sind eben die kleinen Dinge.

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Kategorien: Montagspost

leitmedium

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7 Kommentare

Anna · 17. September 2019 um 8:36

Wieviele werden jetzt wohl – wie ich – ‚Wolkenhefte‘ googeln?

Antje · 17. September 2019 um 9:52

…also ich hab „Bleistifthärte“ gegoogled… 😀
B steht für „black“ – komplett inkonsequent, wa?
Bitte und danke. 🙂

leitmedium · 17. September 2019 um 9:54

Das ist hier ein interaktives Blog!

leitmedium · 17. September 2019 um 9:54

Ok, da kann man ja nicht drauf kommen 🙂

Fräulein Gaida · 17. September 2019 um 10:57

Ich habe Wolkenhefte auch „ecosiert“ und es gab nzr einen Treffer, und zack – war ich wieder hier ? ergo schließe ich daraus, Wolkenhefte gibt es nur im Hause Mierau ?

Kerstin · 18. September 2019 um 21:06

Auch erstmal Wolkenheft gesucht und Creativheft gefunden. Was es nicht alles gibt…
Und seit die große Tochter (kürzlich!) in die Schule kam. Weiß ich auch, dass Bleistifte Grip haben müssen. Aißderm dreikantig und dick. Sonst taugen die nichts.

Kerstin · 18. September 2019 um 21:08

Mal wieder komische Zeichensetzung und Rechtschreibung fabriziert. Da wühlte mir ein einschlafendes Kind am Arm rum.

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