Über DSGVO in Legoland und verlorene Rabatte

Veröffentlicht von leitmedium am

Nicht in Dänemark?!

Wo wir denn letztes Wochenende gewesen sind, werde ich im Büro gefragt. »Im Legoland«, erkläre ich mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck. »Ach, das in Dänemark?« »Nein, das in Süddeutschland!« Ständig werde ich gefragt, ob ich denn in Dänemark war. Und wenn ich verneine, werde ich mitleidig angesehen und muss erklären, warum nicht. Ich weiß auch nicht, was am Legoland in nicht-Dänemark verkehrt ist. Offenbar hat man grundlegend im Leben versagt, wenn man ins falsche Legoland gefahren ist. Dabei hatte ich ja eher mit einem elternkollegialen Klopfen auf die Schulter und „Ach Du Armer!“ gerechnet, was sowohl meinen emotionalen Zustand als auch die finanzielle Lage nach dem mir schwarz auf weiß garantierten »rundum gelungenen und anspruchsvollen Parkerlebnis« gut umreißt.

Disneyland

So ein anspruchsvolles Parkerlebnis hatte ich ja schon einmal vor zehn Jahren. Da habe ich in einem schwachen Moment zugestimmt, mit fraumierau nach einem Kongress in Paris noch ins Disneyland zu fahren. Eigentlich hätte ich skeptisch sein müssen, denn die drei Monate alte Tochter konnte nicht die Ausrede sein, dass wir da hinfahren. So stapften wir jedenfalls im Hochsommer bei brütender Hitze mit Kind im Tragetuch zwischen gruseligen lebensgroßen Minnie-Maus-Figuren und Westernshows an Fahrgeräten vorbei, wo große Tafeln anzeigten, wie viele Stunden man anstehen muss, um einmal im Kreis fahren zu dürfen. Ich hatte angenommen, mit diesem Besuch und dem Kauf einer erstaunlich hässlichen Schüssel (Wegen Stockholm-Syndrom esse ich aus der rosa Glitzerschüssel gern mein Müsli.) das Thema Erlebnispark für immer abgeschlossen zu haben. Immerhin konnte ich ab jetzt »Ich war mit Dir schon im Disneyland« sagen. Leider gilt das nicht für die damals noch nicht geborenen oder zumindest zu kleinen Kinder. Und irgendwie wird man permanent in Lego-Flyern mit Gutscheinen aufgefordert, endlich ins Legoland zu fahren. Natürlich lieben Kinder Gutscheine und sind der Meinung, dass man ja quasi dumm wäre, sie nicht zu nehmen, weil wenn man einen Rabatt nicht nutzt, verliert man Geld!

Rabatte!

Jedenfalls kann man die Gutscheine natürlich online nicht einlösen, also schmeißt man sie dann doch weg, weil man will ja nicht lange anstehen und versprochen ist versprochen. Und dann erinnert man sich, dass man ja prinzipiell nicht anstehen will und sieht, dass man für drei Millionen Euro pro Person auch an den Warteschlangen vorbei kommt. Da eins unserer Kinder das Durchhaltevermögen einer Dynamitstange mit zu kurzem Zünder hat, war das die einzige Option, um nicht gleich vom Jugendamt im Park einkassiert zu werden. Dafür ist man dann ein bisschen der Arsch, weil die ordentlich anstehenden Familien es zu recht blöd finden, wenn man an ihnen vorbeigeht und die Mitarbeiter_innen einen blöd finden, weil sie minutenlang versuchen müssen, Einlass-Codes von Handydisplays einzuscannen.

Wer ist diese Frau?

Aber die Kinder waren glücklich und fraumierau irgendwann auch, nämlich ab dem Augenblick, an dem sie die Achterbahn und so ein „man fliegt im Kreis hoch in der Luft“-Ding erblickte und sich mit einem „Da muss ich rauf!“ verabschiedete. Ich dachte noch, das sei ein Scherz, weil die Arbeitsteilung hier ja eigentlich ist, dass fraumierau immer ein bisschen Angst vor allem hat, ich auch, aber dabei so tun muss, als hätte ich das nicht, damit wir uns dann beide beruhigen. Der letzte Nervenzusammenbruch, als sie mir erklärte, sie habe einfach Angst vor Brücken und ob wir nicht lieber umkehren können, ist nicht so lang her. Doch jetzt konnte es gar nicht wild genug sein. Da sie eine Schnute zog, weil ich ja leider leider nicht mit dem Flieg-Ding mitkonnte, da ich auf den Minisohn aufpassen musste, schob ich die Tochter vor und erklärte ihr, dass jeder Mensch eine Aufgabe im Leben habe und ihre sei ab jetzt, ihre Mutter auf diesen irren Fahrdingern zu begleiten. Das dürfe sie aber niemandem erzählen, sonst denken die Menschen schlecht von mir. Nach harten Verhandlungen und ein paar Bestechungs-Eiskugeln später, willigte sie ein und ich war den Job los. Das war auch gut, denn Minuten später saßen Mutter und Tochter ein einem Zweisitzer-Roboterarm, der einen immer auf den Kopf gedreht und durch die Gegend gewirbel hat. Mir ist ja unklar, warum sich Menschen so etwas ausdenken. Aber vor allem stellte ich mir beim Anblick einer vor Glück quietschenden fraumierau die Frage, wer diese Frau ist, die ich da geheiratet habe. Zehn Jahre Ehe und immernoch werde ich überrascht.

Warum?

DSGVO!

Da die Kinder langsam Lunte rochen, dass ihr Vater sich offenbar nicht auf schnelle Geräte traut, musste ich in den sauren Apfel beißen und mit einem Kind auf die Achterbahn, denn als Elter will ja ein sicherer Hafen sein. Wenn Dein sechsjähriges Kind dann aber plötzlich Deine Hand hält, Dich beruhigt und die während der Fahrt »ruhig atmen!« verodnet, hat das mit der Autorität nicht geklappt, aber immerhin hat man feinfühlige Kinder. Beim Aussteigen erklärte ich dem „Kaufen Sie ihr lustiges Achterbahnfoto“-Mann, dass das Foto des panisch dreinblickenden mittelalten Manns mit Kind sicher ein Verstoß gegen die DSGVO sei und er soll das Bild doch bitte für immer löschen und überhaupt alle Spuren beseitigen, dass ich je dagewesen sei.

Bayern

Unser sonstiger Aufenthalt im Süden war eigentlich ganz schön. Bis auf diesen einen Moment, wo der kleine Sohn fragte, wo wir hier eigentlich seien, wir erklärten in München, was in Bayern liege und er spontan auf den Straßen Münchens mit lauten „ZIEHT DEN BAYERN DIE LEDERHOSEN AUS“ Parolen begann. Dazu ist anzumerken, dass unklar ist, woher er diese Fußballlieder kennt und sich hier ein Muster abzeichnet, dass wir immer im Urlaub in unpassenden Situationen von Fußballliedern der Kindern malträtiert werden. Das letzte Mal war eisern Union in Südtirol dran.

Für die nächsten zehn Jahre ist das Thema Legoland jetzt hoffentlich erledigt. Wobei fraumierau schon anmerkte, sie würde gern einmal mit dieser Bahn fahren.


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Kategorien: Montagspost

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Parteiloser Postprivatier.

12 Kommentare

Nadine · 23. Juli 2019 um 9:18

Ich kann euch wärmstens den playmobil park empfehlen. Danach geht ihr nie wieder wo anders hin.
So ein toller unaufgeregter park. Genau die richtige Größe und für jedes alter was dabei. Am ende sitzen mein mann und ich immer bei Kaffee und Kuchen und die kinder spielen mit allem playmobil was es so gibt. Herrlich ?

Scotia · 23. Juli 2019 um 9:34

Und im Playmobil-Park gibt es keine Fahrgeschäfte! Nur viel mit Wasser, deswegen nur mit Wechselkleidung hingehen.

Bettina · 23. Juli 2019 um 9:52

PortAventura ist toll – wirklich!!!!! Ich bin aber auch so eine Verrückte die nur für achterbahnen nach Amerika fliegt und schon weltweit 200 verschiedene Bahnen gefahren ist ? zum Glück hab ich schon üben Partner der den selben Vögel hat. ?

René · 23. Juli 2019 um 11:25

Auch wenn ich die nächsten paar Jahre hoffentlich verschont bleibe: was’n am Dänemarker Legoland erstrebenswerter als am selbigen/ähnlichem in Günzburg?

Und PS: bezüglich des Playmobil-Funparks schließ‘ ich mich obigen Meinungen an: ‚S lohnt sich.

Metta · 23. Juli 2019 um 15:24

Dazu kann ich Folgendes berichten: Wir wollen am kommenden Wochenende ins Legoland. Wir wohnen in Schleswig-Holstein (auch Land zwischen den Meeren genannt), also fahren wir nach Dänemark. Unser Jüngstes ist fünf Monate alt und ich habe im Stillwahn Karten für Süddeutschland gekauft. Bei Stornos sind die Legoland-Fuzzis leider nicht so entgegenkommend! Ende der Geschichte: Wir fahren Freitag für SEHR viel Geld nach Billund. Hoffentlich habe ich mehr Spaß dort als du.

FrauC · 23. Juli 2019 um 21:25

Der Playmobil-Park ist super! Könnte halt sein, dass Frau Mierau sich dort langweilt… Aber es gibt dort Menschen, die dafür bezahlt werden, Playmobil-Kleinteile zu sortieren – beneidenswert.

mamama · 24. Juli 2019 um 9:41

Legoland…mein persönlicher Horror, ich glaube, ich war die einzige Mama, die unglücklich geschaut hat (und war), ich hätte einfach nur heulen können.
Eigentlich eine lustige Vorstellung: die Kinder heulen, weil sie nochmal Zug/Achterbahn…fahren wollen und Mama steht heulend daneben, weil sie es so schrecklich findet ;).
Was man für das Geld, das der Eintritt kostet alles machen könnte…

Liebe Kinder, ihr habt Tanten und Onkels und Omas und Opas, vielleicht halten die das besser aus. Mir wars zu laut, zu heiß, zu voll, zu dreckig, zu teuer, einfach alles zu viel. Und ich will da nieee wieder hin, auch wenn wir nur 30km entfernt wohnen.

Micha · 24. Juli 2019 um 19:08

Danke für die Einstimmung! In wenigen Tagen sind wir auch da. ?

Neeva · 26. Juli 2019 um 8:25

Hey, aber auf einen Sechjährigen, der mitbekommt, dass Papa Angst hat und dann nicht selber anfängt zu weinen, sondern Papa beruhigt, können alle Eltern stolz sein!

Claudia · 26. Juli 2019 um 23:00

Da bin ich die misantrophe Mutter,der Spielverderber in Person…die hofft das Wald und Fluss noch lange lange anhalten ud wir nicht ins „kotzeland“mit den lustigen Menschen und fahrgeschäften müssen…mir wird nämlich schon auf einem bürostuhl schlecht…

Steffi · 29. Juli 2019 um 13:32

Ich bin dieses Jahr im Hansa Park die neuesten Attraktionen mitgefahren, während Mann und Kinder sich nicht trauten – mein letzter Besuch lag schon fast 25 Jahre zurück. Also hatte ich einiges nachzuholen. War schon ein bisschen traurig dass die 7h so schnell um waren.

Blogrunde am Sonntagmorgen – Briganti's Kosmos · 28. Juli 2019 um 8:58

[…] war da noch die sehr lustige Erzählung über einen Legolandausflug, den @leitmedium auf dem Blog vierpluseins mit uns teilt. Nachdem ich die Kommentare gelesen habe, habe ich spontan beschlossen einen Besuch […]

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