Über Gen-Diskussionen, eine hilfreiche Helene Fischer und lebensnotwendigen Conditioner

Veröffentlicht von leitmedium am

Meine Gene – Deine Gene

Also das mit den Brillen hätten die Kinder jetzt aber schon von Ihr, betone ich. Ich würde ja schließlich keine Brille tragen. Sie sieht mich leicht grimmig durch ihre Brille an. Aber meine Eltern hätten doch Brillen, hakt sie nach. So einfach käme ich nicht davon. Das stimme schon, gebe ich zu. Aber ich hätte eben zwei Mal das rezessive Allel „kann gut sehen“ geerbt. Das würde dann von ihren dominanten „kann nicht gut sehen“-Allelen unterdrückt! Ihr Blick verfinstert sich weiter. Sie wisse ganz genau, warum ich mal wieder „Meine Gene – Deine Gene“ spiele! Ich wolle mich nur nicht an den Kosten der Brille fürs nächste Kind beteiligen. Und ich solle ihr bitte nicht wieder mit meinen angeblichen 120% Sehschärfe kommen, die ich damals vorm Krieg zur Führerscheinprüfung habe messen lassen.

Rechenaufgaben

Nach der letzten „Meine Gene – Deine Gene“-Diskussion hätte ich es ja auch eigentlich besser wissen müssen. Nachdem ein Kind schon früh mit Zahlen zu hantieren begann, ließ ich natürlich keine Situation aus, um mit stolz geschwellter Brut zu dozieren, dass es diese Begabung ja nun wirklich von mir habe. Augenrollen bei allen Beteiligten nahm ich da gelassen hin. Doch dann wollte das Kind auf dem Spielplatz nicht mehr spielen, sondern setzte sich auf die Bank neben uns Eltern und bat lieber um Rechenaufgaben. Und Zack, wurde mir aus meinen angeblichen Genen ein Strick gedreht. Ich kann ja ehrlich gesagt völlig nachvollziehen, dass man lieber kopfrechend auf einer Bank sitzt, statt sich mit wildfremden Kindern um das Sandspielzeug zu streiten, aber gut. Jedenfalls thematisiere ich Vererbung ab jetzt nur noch, wenn es um mein Testament geht.

Helene Fischer zu Hilfe

Immerhin konnte ich letztens eine andere Diskussion umschiffen. Auf einer Autofahrt fing der kleine Sohn plötzlich lautstark an, „Atemlos durch die Nacht“ zu singen. Ich zuckte betont unwissend mit den Schultern und behauptete, dass er das ja nicht von mir haben könne. Was allerdings nur so halb der Wahrheit entsprach. Vor ein paar Wochen, es begann die warme Zeit, lungerte eine Horde alkoholisierter junger Männer in unserem Hof, strullte in die Ecken und hörte lautstark Musik. Alle waren genervt, aber niemand wollte runtergehen und sie herauskomplimentieren. Ich bin ja jetzt auch nicht so die Testosteron-Keule, also habe ich mich für die indirekte Variante entschieden. Was viele nicht wissen: Die modernen Bluetooth-Boxen kann man oft einfach aus der Ferne übernehmen. Also: Handy raus, Box koppeln und dann GANZ LAUT ATEMLOS DURCH DIE NACHT SPIELEN. Die leicht verwirrten jungen Herren waren sehr schnell vom Hof. Nur die Kinder fanden es so lustig, dass sie das Lied noch immer trällern.

Entwarnung: Kein Shetland-Pony!

Kinder und Tiere

Jetzt schaffe ich gar nicht, mehr zu schreiben. Weil ich war gerade auf dem Elternabend und der ging sehr lang. Und wegen Datenschutz kann ich natürlich nichts berichten. Sonst würde ich über die Planung der Kitafahrt schreiben. Und die Bitte der Erzieher_innen, den Kindern doch vorher den Umgang mit Tieren zu erläutern. Das Landheim habe noch einmal darauf hingewiesen, dass es mit den Stadtkindern doch manchmal etwas schwierig sei. Letztens hätte ein Kind nachgespielt, wie Cowboys in Filmen auf Pferde springen und sich von einem Baum auf ein Shetland-Pony fallen lassen, was dem Pony nicht gut bekam. Die anderen Kinder hätten derweil Katzenbabies in Bäume gesetzt, damit sie klettern lernen und es konnten gerade noch Kinderüberraschungen aus dem Hasenstall gefischt werden, die dort als Futter für den Osterhasen platziert worden waren. Während ich noch überlegte, ob Kinder und Tiere eben einfach nicht zusammen passen, begann die „Was dürfen die Kinder mit auf die Fahrt“-nehmen-Diskussion. Nachdem mehrfach betont wurde, dass sie kaum etwas mitnehmen müssten, meldete sich eine Mutter und erklärte, dass ihr Kind definitiv Conditioner bräuchte. Ohne Conditioner könne es die Fahrt nicht überstehen. Das mag man jetzt belächeln, aber vielleicht hätte ich ja heute schönere Haare, wenn meine Eltern damals für mich auch Conditioner eingefordert hätten. Wobei, in der DDR hatten wir sowas ja nicht. Höchstens Pferdemark-Haarkur. Wahrscheinlich von missglückten Shetland-Ponies aus dem Pionier-Ferienlager.


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Kategorien: Montagspost

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9 Kommentare

Esther Mandl · 30. April 2019 um 8:24

Ich liebe den Montagspost!

T · 30. April 2019 um 11:29

Die Helene-Fischer-Methode zur Vertreibung Jugendlicher werde ich mir merken für den nächsten warmen Abend wenn die Meute mal wieder nachts um 3 mit gräßlicher Musik vorm Haus rumlungert (ich hab nichts gegen das Lungern, aber warum hören die immer so eine bekloppte Mucke?)

Lena · 30. April 2019 um 12:14

Die Boxen via Bluetooth zu kapern und Helene Fischer zu spielen – ganz großes Kino! ??

Frau Mava · 30. April 2019 um 13:29

Was für eine Idee!! Also das mit der Bluetooth-Box. Ich weiß schon wer sich nächstes Mal nächtens an die herumlungernde Meute pirscht. DANKE!

Daniela · 2. Mai 2019 um 17:08

Aber wo war denn bloß die Box? Frag ich mich jetzt… das mit Bluetooth kapier ich ja, trotzdem muss sie ja ausserhäusisch gewesen sein damit es „unauffällig“ bleibt, oder?

Daniela · 6. Mai 2019 um 15:04

Hihihihihihi… 🙂 Barbatrick!

Neeva · 7. Mai 2019 um 18:03

Naja, ich kenne das Problem nur aus zweiter Hand, aber richtig krause Locken kann man nur nass und mit Conditioner durchkämmen. Und da reichen ein paar Tage durchaus, um einen Zustand „Dreadlocks oder abschneiden“ zu erzeugen.
Ich weiß natürlich nicht, was nach Ansicht dieser Mutter noch so alles lebensnotwendig war. 🙂

Über das Zauberwort, keine Geheimnisse und Türpolitik - vier plus eins · 4. Juni 2019 um 7:04

[…] eiligen Vorbeigehen wie noch ein Babysohn aus. Die Kinder kichern verschwörerisch, wie letztens, als wir Spaß mit Bluetooth-Boxen hatten und wir bleiben tatsächlich unter […]

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