Über Ferienjetlag, Lichtwecker und Brettspiele

Veröffentlicht von leitmedium am

Fast jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie. 

Ferienjetlag

Es sei dann jetzt doch Aufstehzeit, raune ich zaghaft ins Schlafzimmer. Es ist der erste Montag nach der zweiwöchigen Schul- und Kitapause über Weihnachten und Neujahr. In Erwartung von ein paar Stunden Tageslicht, ohne dass ein Rudel Kinder einen nicht enden wollenden Strom von Worten produziert, fiel das Aufstehen auch gar nicht schwer. Also mir, denn der Rest der Familie hat Ferienjetlag. Der entwickelt sich zuverlässig jeden Urlaub wie folgt: Bis zwei Tage vor Ferienende stehen die Kinder jeden Morgen minutengenau 6:15 Uhr im Bett und brüllen AUFSTEHZEIT als gäbe es kein Morgen. Das letzte Wochenende schlafen sie gnädig auch mal bis acht Uhr. Der Schul- und Kitastart wird dann von morgendlichen Sterbegeräuschen eingeläutet, die mindestens eine Woche andauern.

Lichtwecker

Eigentlich sollte das ja jetzt alles besser gehen, nachdem der Familienrat in meiner Abwesenheit beschlossen hat, dass ein Lichtwecker hermüsse. Ein Lichtwecker würde alle Aufsteh-Probleme lösen, da seien sie sich wirklich sicher. Ich besorgte also einen Lichtwecker, der laut Anleitung eine halbe Stunde vor Aufstehzeit damit beginnt, den Raum mit Tageslicht zu beleuchten, um dann mit wundervollen Naturgeräuschen zur Aufstehzeit das morgendliche Aufstehen zu einer Freude macht! Der Wecker hat das Aufstehverhalten tatsächlich verändert: Ich werde jetzt jeden Tag noch eine halbe Stunde früher wach. Der Rest schläft weiter und beschwert sich dann, dass das angeblich naturechte Vogelgezwitscher aus dem Wecker ja nun wirklich nicht nach echten Vögeln klingen würde. Immerhin, versuchte ich abzuwiegeln, passe das ja zum Tageslicht, das auch nicht nach Tageslicht aussieht.

Brettspiele

Die Ferien sind also vorbei und der Ernst des Lebens beginnt. Es war ja auch schön so mit der vielen Zeit. Wir hatten zum Beispiel viele Gelegenheiten zum Spielen, die Kinder und ich. Sehr viele. Wirklich. Wenn man Kinder bekommt, hat man ja Vorstellung, dass man mit den Kindern irgendwann tolle Brettspiele oder so spielen kann. Nach der Geburt beginnt erstmal die Wartezeit: Kind noch zu klein, Kind noch klein, Kind noch klein. Und dann bekommt man Obstgarten geschenkt und man denkt: Die Wartezeit ist zu Ende! Nur leider ist Obstgarten der Absturz in Kinderspielform. Ein grenzdebiler Rabe klaut bescheuertes Holzobst. Deswegen habe ich mich nicht fortgepflanzt. Die Kinder finden es natürlich toll und dann sitzt man da und freut sich heimlich, wenn man wenigstens mal kollektiv verliert, weil dann überhaupt was los ist.

Theateraufführungen

Das Ferien-Alternativprogramm ist aber auch keine leichte Kost. Die Kinder bieten gern Theateraufführungen an. Zu diesen wird man formell auf Papier – sehr eindringlich – eingeladen. Es gilt, pünktlich Platz zu nehmen, um dann dreißig Minuten auf ein mit dem Rücken zum Publikum sitzendes Kind zu starren, das unverständlich vor sich hin murmelnd Lego-Figuren bewegt. Auf die zaghafte Nachfrage, was da eigentlich gerade passiere, erhält man die beleidigte Antwort, das würde man doch wohl sehen und nein, so richtig zusammenfassen könne man das jetzt auch nicht mehr.

Glasnägel

Aber zurück zu Brettspielen. Mit den größeren Kindern gibt es ja schon die Gelegenheit auch spannendere Sachen zu spielen – wenn sie nicht gerade in der Stimmung sind, sich permanent gegenseitig des Schummelns, oder des geplanten Schummelns und des Über-das-Schummeln-Nachdenkens zu beschuldigen. Findet man also einen günstigen Spielmoment, muss nur der Babysohn in Schach gehalten werden, der natürlich auch mitspielen will. Dann gibt man ihm ein paar aussortierte Karten mit der Zusicherung, dass er auch dabei ist, oder er sitzt auf meinem Schoß und spielt einfach an meinen Händen rum. Dabei stellte er diesmal freudig fest, dass meine Fingernägel ja aus Glas seien! Ich finde ja in der Tat, dass ich durchaus hübsche Fingernägel habe, was fraumierau anders sieht, aber das ist eine andere Geschichte. All nails are beautifull! Jedenfalls bewunderte der Babysohn meine naturschönen Nagel, die aus Glas sind. Auf die Frage, woraus denn seine Nägel seien, begutachtete er sie lange und kam zum Schluss: aus braun

Während die ersten beiden Kinder hier immer noch so halbwegs gepflegt aussahen, ist das Dritte eigentlich immer schmutzig und fühlt sich pudelwohl dabei. Ab und zu muss man es nehmen und einfach in die Wanne stecken, damit man es wiedererkennt. Wir sind uns mittlerweile tatsächlich nicht mehr sicher, wie es eigentlich aussieht, weil wir nie wissen, ob er wir ihn zur besseren Wiedererkennung doch einfach mal wieder waschen sollten. Er jedenfalls braucht das nicht und das ist ja auch nachhaltig wassersparend, nicht wahr.

Notruf

Wenn es mit den Beschäftigungshänden nicht mehr klappt, gibt es ja noch die Geheimwaffe SmartWatch. Da spielt eigentlich jedes Kind gern dran rum, weil es leuchtet und blinkt und reagiert. Diesmal ging es irgendwie schief, als die Silvesterfeier damit eingeleitet wurde, dass mein Armband schrille Geräusche von sich gab und vermeldete, gerade die Rettungskräfte zu informieren, während laut das Freizeichen des 112-Notrufs den Raum beschallte. Mein hektisches Abschalten gelang nur mühselig,weil die Uhr mich offenbar für nicht mehr zurechnungsfähig hielt und ständig nachfragte, ob ich mir sicher sei, dass es mir gut ginge. Immerhin konnte ich einen Noteinsatz noch abwenden, aber für die Zukunft brauche ich wohl eine SmartWatch-Attrappe am Arm.

Dir hat der Blogpost gefallen? Dann lade mich doch auf einen Kaffee ein! (Paypal-Link)

Frühstücksfotos und Knaller-Leben als Instadad mit perfekten Fingernägeln verfolgen? Bitte hier entlang zu Instagram.

In der letzten Folge MKL ging es ums Thema Strafen – keine leichte Kost, aber gut, dass Patricia und ich drüber geredet haben.

Kategorien: Montagspost

leitmedium

Parteiloser Postprivatier.

11 Kommentare

Bianca · 8. Januar 2019 um 9:54

Gott, ich fühl mich so verstanden ?

Eileen · 8. Januar 2019 um 11:22

Oh ja Lichtwecker -.-

Pia · 8. Januar 2019 um 13:29

Man braucht für ALLES eine Attrappe! Handy, Spülmaschine, Klobürste, Kaffeemaschine … gibt es in den diversen Läden ja auch, bin ich aber einfach nicht bereit für ??‍♀️
Also vermutlich: selber Schuld!
Seit die Smartphones die Größe von Omas Fernseher erreicht haben, fühle ich mich auch nicht mehr wohl damit, dem Minisohn ausgediente Exemplare zum Erkunden zu geben. Seine motorischen Fähigkeiten bringen ihn und andere damit in Gefahr …

Richard (vatersohn.blog) · 8. Januar 2019 um 17:01

Der Lichtwecker ist gut… 🙂 Frohes neues Jahr euch!
LG, Richard & Hugo vom https://www.vatersohn.blog/

Kirjava · 8. Januar 2019 um 18:51

Schlimmer als Obstgarten finde ich tatsächlich noch „Tempo, kleine Schnecke“. Besonders, wenn es nur in der Variante gespielt wird, dass alle für alle Farben würfeln. Dann sind zwar irgendwann alle Schnecken im Ziel und fressen den Salat, chrapchrap, aber es bleibt nicht mal eine kleine Genugtuung über Sieg oder Niederlage. Buhuuu.

    Doro · 8. Januar 2019 um 20:03

    Bei uns wird mit den Schnecken hinterher noch ausgiebig gegessen, Geburtstag gefeiert oder sie müssen alle sechs wegen Fieberkrampf ins Krankenhaus und ausgiebig untersucht und verbunden werden. An Weihnachten hat sich meine fast erwachsene Nichte am meisten über „Lotti Karotti“ gefreut. Das war dann wiederum sehr praktisch, da Tochter und Nichte so stundenlang beschäftigt waren.

      Kirjava · 10. Januar 2019 um 9:29

      Hahaha, wegen Fieberkrampf ins Krankenhaus! 😀 Das erzähle ich meiner Nichte mal lieber nicht. 😀
      Lotti Karotti führte an Weihnachten hier übrigens zu einem dezenten Heulanfall – das übermüdete Kind hatte leider das Pech, das ihr Karnickel in ein Loch fiel. Hupsi. 😀

Annika · 8. Januar 2019 um 19:37

Wir schlafen auch sehr gut beim laut muhenden Lichtwecker im gleißenden Kunsttageslicht.

Jana Lappe · 8. Januar 2019 um 21:02

Oh Gott , Kindertheater ist echt die Hölle, kommt noch vor Kinderwitzen .

Lena · 13. Januar 2019 um 23:34

Ich habe gerade herzlich lachen müssen über das Kindertheater und die Smartwatch!

the vegan travelers · 15. Januar 2019 um 15:04

Lichtwecker bringen bei mir rein null 😀 Ich hatte mal einen, der sich wirklich jegliche Mühe gegeben hat, mich wachzukriegen, letzendlich war es aber einfach nur Stromverschwendung, denn er hat es bei mir maximal geschafft, dass ich mich wenigstens kurz rumzudrehe 😀

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert