Über die Zahnfee und zu viel Sand am Strand

Veröffentlicht von leitmedium am

(Fast) jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie. Ja, manchmal auch in der Sommerurlaubszeit.

Die Zahnfee

Er habe da eine Idee. Wenn der Wackelzahn endlich raus sei und die Zahnfee komme, würde er Fingerabdrücke vom Geschenk nehmen und sie mit denen von Mama und Papa vergleichen. Seit zwei Wochen hat der Sohn jetzt zwei Zähne hintereinander und der Milchzahn will einfach nicht raus. Aber wenigstens lässt es genug Zeit, um Pläne zu schmieden, wie man endlich die Eltern als vermutete heimliche Pummelzahnfee überführt (und den Eltern nicht am Sonntag in die „Scheiße, wo kriegen wir jetzt ein Zahnfee-Geschenk her Falle zu tappen). Soll mir recht sein. Ich fand die „kommt nachts und greift unters Kopfkissen“-Zahnfee ja schon immer etwas gruselig. Jedenfalls hat der Sohn gerade ein Haifischgebiss mit einer zweiten Reihe und ich muss wieder dran denken, was da eigentlich mit der Evolution schief gelaufen ist, dass viele Tiere bei Bedarf Zähne einfach nachwachsen lassen, während wir nur eine Proberunde und eine Endrunde haben?

Zahn versus Urlaub

Ich befinde mich ja mittlerweile eher im Zahn-Endstadium Stufe zwei. Das merkte ich wieder, als mir letzte Woche beim Essen plötzlich eine Krone abbrach. Das konnte ich aber niemandem mitteilen, denn ich habe mal einen Urlaub mit der gleichen Nummer versaut. Da saßen wir im Zug, damals noch zu dritt – es war so aufregend, mit einem Kind zu verreisen! – und dann im ICE kurz vor Wittenberg bat ich um einen Kaugummi und der war dann zu viel des Guten und die Fahrt endete in der Lutherstadt. Seit dem ist es eigentlich ein Running Gag vor Urlauben, mich erstens drauf hinzuweisen, keine Kaugummis zu kauen und zweiten regelmäßig zu fragen, ob ich noch alle Zähne hätte.

Nun, dieses Wochenende war jedenfalls auch ein Urlaub geplant, also konnte ich mir nicht die Blöße geben, schon wieder mit meinem hätte-ich-früher-mal-besser-geputzt-Gebiss alles über den Haufen zu werfen. Ein Kind bekam mit, wie ich verstohlen im Restaurant ein Stück Zahn in meine Brieftasche steckte (war teuer!) und fragt bis heute, was da jetzt genau passiert sei und, ob für halbe Zähne denn auch die Zahnfee komme? Es wisse mittlerweile auch, dass Zähne ja in einem Schächtelchen in der Kammer gesammelt würden! Abgesehen davon, dass mir bei dieser Vorstellung immer wieder leicht blümerant wird, hat sich unter unseren Kindern Gottseidank noch nicht herumgesprochen, dass es da mal einen Unfall gab. Na, jedenfalls lernt man ja im Alter zur Not auch einseitig zu kauen und so stand der Ostseefahrt nichts mehr im Weg.

Eigene Kaffeemaschine im Urlaub?

Ein wenig haderte ich aber noch mit der Frage, ob es nun eigentlich zu schrullig ist, eine eigene Espressomaschine mit in den Urlaub zu nehmen. Also hätte man mir vor zwanzig Jahren erzählt, dass es einen Familienvater gibt, der mit Frau, drei Kindern und Espressomaschine an die Ostsee fahre, ich hätte mich nicht mehr eingekriegt vor Amüsement über so einen dämlichen Spießer, der einfach nicht wisse, was Lebensfreude ist. Frei sein! Alles liegen lassen! Ja, ok. Heute brauche ich Koffein in wohlschmeckender Form, um wenigstens noch wach genug zu sein, mich dran erinnern zu können, dass ich das früher blöd fand.

Jedenfalls sind wir mit den Kindern zu  Freunden an die Ostsee gefahren. Dort wurde ich leicht damit beschämt, dass sie liebevoll Lebensmittel und Kochzutaten nach unseren Instagram-Fotos eingekauft hatten. Aber eigentlich voll praktisch. So mache ich das jetzt immer („Komme zu Besuch. Einkaufsliste findet Ihr in meinem Instagram!“) Und sogar ohne Murren war die selber mitgebrachte Kaffeemaschine beiseitige geräumt worden (Ha, das machen einfach alle!), damit meine auf den Tisch durfte. Eigentlich bereute ich nur, nicht auch noch die Mühle mitgenommen zu haben, aber man lernt ja nie aus.

Die Quengelmeile vorm Strand

Ostsee hin, Ostsee her – das Problem an diesem Sommer ist ja das Wetter. Es ist einfach Scheiße heiß. Eines unserer Kinder hat praktischweise fast panische Angst vor Hitze und so konnte ich leider leider leider nicht die ganze Zeit mit an den Strand, sondern musste mit dem Kind andere Sachen machen. Zum Beispiels ins DDR-Museum und mit „Guck mal, das hatte Papa als Kind… und das auch… und das auch!“ nerven. Als es dann keine Ausreden mehr gab, fiel mir wieder auf, dass ich Strand ja jetzt gar nicht mal so mag. Also das merkte ich schon vorher, als wir uns auf dem Weg zum Strand an einer einzigen Quengelwaren-Meile vorbeischoben: Nein, wir kaufen jetzt keine Crêpes. Nein, wir holen keinen Ball. Dir ist heiß, Du hast keine Mütze? Wo ist die? Seufz. Ja, ok, dann kaufen wir jetzt eine blöde Mütze. Nein, ihr dürft jetzt nicht Trampolin-Hüpfen. Es gibt ja hier einen Strand, da könnt ihr hüpfen. Nein, wir mieten dies nicht, nein wir kaufen das nicht. Nein, boah, late capitalism Strand am Arsch, ey. Man ist ja froh, dass man das Meerwasser nicht in Flaschen kaufen kann.

Im DDR-Museum. Nur gucken, nicht anfassen!

Am Strand gibt es Sonne, Menschen und Sand ?

Am Strand selbst, das hatte ich ganz vergessen, sind dann tatsächlich viele Menschen, wenig Schatten und Sand. Sehr viel Sand. Alles Sachen, die ich jetzt gar nicht so mag. Vor allem den Sand. Und die Menschen. Und die Sonne. Leider wurden meine Versuche, mich einfach totzustellen nicht gutgehießen und ich sollte mehr lächeln wegen Urlaub und so. Aber die Kinder hatten wirklich Spaß und deswegen waren wir ja auch da. Und ich durfte immerhin kurz auf Loriots Spuren in der Seebrücke Ahlbeck einen Kaffee trinken. Leider habe ich vergessen, nach Birne Helene zu fragen. Aber an quietschender deutscher Kaffeehaussprödigkeit (ist das ein Wort?) hat der Ort nicht missen lassen.

Was ist das?!

Als ich zurückkam, musste ich kurz eines der Kinder beruhigen, das panisch aus dem Wasser rief, etwas sei mit seiner der Haut nicht Ordnung. Es betrachtete intensiv Arme, Beine, Füße und Hände, drehte und wendete sie und ich dachte schon, es seien irgendwelche Mistquallen gewesen. Doch es gab keine Verletzungen. Ich fragte noch einmal nach dem Problem. Es sei alles so hell! Die Haut! Und die Nägel! Ach das. Ja. So sähe man eben aus, wenn man mal richtig sauber sei, erklärte ich. Denselben Effekt könnte man übrigens auch unter der Dusche haben. Das sei der silberne Schlauch in der Badewanne, was das große weiße Ding neben der Toilette sei. Ich glaube, ich war trotz akkurater Erklärung nicht überzeugend, denn die Normalfarbe wurde mittlerweile wieder angenommen.

Normalfärbung wieder angenommen

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Kategorien: Montagspost

leitmedium

Parteiloser Postprivatier.

11 Kommentare

Judith · 31. Juli 2018 um 8:18

Da kann ich nur Ahrenshoop empfehlen. Keine einzige Bude die einem irgendwas verkaufen will, wenn man auf dem Weg zum Strand ist und alles sehr entspannt 🙂

    leitmedium · 31. Juli 2018 um 9:16

    Oh nein, gute Urlaubstipps darf man doch nur heimlich geben, sonst gibt es da eine Facebook-Party! 🙂

Yvonne · 31. Juli 2018 um 8:46

Erstmal: DANKE!!! Die Blogs erheitern mich (fast) jeden Dienstagmorgen 🙂
Und irgendwie bin ich schon neidisch, dass man von Berlin so schnell an der Ostsee ist. Dann hätten wir auch mal saubere Kinder 😉
Ich frage mich aber eigentlich, seit wann es in der DDR den Trimmy gab?

    leitmedium · 31. Juli 2018 um 9:17

    Ist der Trimmy diese Figur unten links?

      Yvonne · 31. Juli 2018 um 12:56

      Ja, mit den Augen als senkrechte Striche

Sarah E. · 31. Juli 2018 um 9:21

Hahaha, sehr gut. Also, wir nehmen unseren Kaffevollautomat auch mit in den Skiurlaub ;-).
Lieben Gruß, Sarah aus HH.

Neeva · 31. Juli 2018 um 12:21

Nun, ich reise mit einer 0,5 Teekanne mit Sieb, der dazu passenden großen Tasse, zwei Sorten losen Tees, Limetten und Honig.
Nein, ich halte mich nicht für übermäßig schrullig. 🙂

Christina · 31. Juli 2018 um 18:38

Ich habe fünf „Das hatte ich als Kind“s auf dem Bild gefunden … Quiiieeetsch! ?

darkrain · 31. Juli 2018 um 19:15

Ach Badewanne, alles überbewertet. Hier wird auf Bettwäsche geschworen.
Und ja, wir nehmen auch unsere Kaffeemaschine mit in den Urlaub.

Sigrid Jung · 31. Juli 2018 um 23:15

Wir reisen mit dem Bialetti Espressokocher und selbst gemahlenem Kaffee. Die Festwasseranschlussmaschine kriegen wir nicht ins Gepäck. Sehr schade ?. Was habt ihr für eine Maschine? Deine Barristakünste beherrsche ich allerdings noch nicht, bin am üben!

    leitmedium · 31. Juli 2018 um 23:22

    In Berlin eine BZ10 und im Landhaus eine kleine Gaggia Classic – sehr reisetauglich.

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