Inception, Lost in Legoland, Froeliche ohne H und Schul-Feiern mit ohne Helene Fischer

Veröffentlicht von leitmedium am

(Fast) jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie.

»Holst Du uns dann ab?«, fragt sie. »Ist ja gleich neben dem Büro«. Ich traue mich kaum, zu fragen, wo denn genau „gleich neben dem Büro“ ist. Sie hat nämlich die Fähigkeit, zwei Orte beliebig nah aneinanderzurücken, indem sie mental eine Papierkarte vor den Augen so faltet, dass A und B einfach nebeneinander sind. Wie in Inception! Diese Superkraft wendet sie immer an, wenn sie abgeholt werden will. Ich habe sie mal ein Jahr lang morgens zur Arbeit gefahren und abends abgeholt. War ja nur »ein kleiner Umweg« – von Friedrichshain nach Dahlem. Diesmal muss ich immerhin nicht extra Lunchpakete einpacken und eine Auslandsreiseversicherung abschließen, aber der Potsdamer Platz ist nun eben doch nicht neben dem Nordbahnhof.

Blogger-Event

Schlimmer aber, ich musste zu einem Blogger-Event. Es gibt kaum etwas, was ich weniger mag. Na gut: Lakritze. Und Dominosteine. Und weiße Schokolade. Und die Erderwärmung. Die mag ich auch nicht. Aber dann, dann kommen gleich Blogger-Events. Ich hatte geschworen, nie wieder zu sowas zu gehen, aber Familie abholen zählt ja nicht als hingehen, oder? Jedenfalls stehe ich im leichten Nieselregen am späten Abend vorm Eingang des Legolands und blicke durch eine Glasscheibe in zwei entgeisterte Gesichter. Ich versuche, dezent zu signalisieren, dass ich dann jetzt gern reinkommen würde, indem ich vornehm an der Tür rüttele. Die beiden Personen rühren sich nicht und versuchen mir durch starres Blicken zu vermitteln, dass ich doch einfach gehen solle. Habe gerade erst gelernt, dass man ins Legoland nur kommt, wenn man ein Kind dabei hat. Jetzt stehe ich da also leicht abgerissen vom Tag aussehend allein vor der Glastür, drinnen findet gerade ein Event statt und ich kann nicht rein. Hatte ich letztens erst, als der Babysohn im Krankenhaus war und eine ziemlich dämliche Krankenschwester mich nicht reinlassen wollte. Die Tochter hatte sich ein Kopftuch gemacht, ich sehe sowieso immer aus wie „Migrationshintergrund“ und da spürt man dann gleich, wie schlecht man behandelt wird, wenn eine Krankenschwester wortlos mit der Hand wedelt, um einen loszuwerden. Vorm Legoland ziehe ich kurz eine Grimasse, dann erweicht man sich, die Tür zu öffnen. „Ich bin der Mann von fraumierau“ – „Achsooooo, jaaaaa“. Engelszungen umzirzen mich. Hätten sie doch fast das Plus Eins verprellt!

Legoland

Und unten dann. Furchtbar. Das Legoland ist ja eigentlich ein bisschen toll. Also wenn es geschlossen ist. Dann ist nämlich niemand da und keiner schreit einem ins Ohr. Denkst Du. Weil dann hast Du die Rechnung ohne die PR-Frau gemacht. PR-Menschen auf Elternblogger-Events sind in der Regel jung, kinderlos und SEHR engagiert. Das Engagiert-Sein müssen sie durch äußerst lautes Sprechen mitteilen. »SO UND DANN GEHEN WIR JETZT ALLE ZUR DRACHENBAHN!« Den Kindern macht es ja immerhin dennoch Spaß. Man selber schleppt sich dann so durch den Abend und denkt, dass jetzt schlafende Kinder und eine Runde Netflix auch nicht zu verachten wären. Wobei man auf Netflix-Events gern nach Hause will, um Lego zu spielen. Nicht einfach.

Highlight des Abends war der Rechtschreibfehler, den @fraumierau auf einem Lego-Riesenrad entdeckte. „Oh, Du Froeliche“ stand da. Hatten sie doch glatt ein „H“ vergessen. Ich versuchte, es einem Lego-Bauer mitzuteilen, der das mit dem H erst nicht so richtig verstand. Aber dann, oh du Fröhliche, die Peinlichkeit war ja ein bisschen lustig. Habe empfohlen, es so zu lassen, dann schreibt mal jemand was drüber, so wie ich jetzt.

Ein bisschen schlechte Laune bekam ich auf diesem Karussell, wo man in so Fahrradpedalen treten muss, damit man höher „fliegt“. Ich fahre ja in der Woche 50km Rad, aber das da ist mehr so ein Spielzeugding und naja, ich passe auch nur so halb rein. Richtig Treten geht also nicht und so muss ich dann immer die „Ach, der Papa kann wohl nicht so gut fahren?!“-Scherze ertragen, Jedes Mal. Ich habe dann kurz Gewaltphantasien mit Legosteinen und dann geht es wieder.

Betrug!

Ein wenig schockiert war ich über die „Wir machen zusammen Lego-Steine“-Vorführung. Ich hatte mich nämlich drauf gefreut. Es wird Euch jetzt aus der Bahn werfen, aber die Anlage ist ein Fake! Da werden gar keine Lego-Steine gebaut, sondern Kinder ganz gemein hinters Licht geführt. Und am allerschlimmsten: Es kommen gar keine Lego-Steine raus, sondern Duplo. Meine dezente Nachfrage am Ende, ob das denn jetzt Lego oder Duplo sei, hob die allgemeine Abendstimmung nicht. Ich glaube, irgendwo hängt da jetzt ein Foto von mir dem Text „Spaßbremse“ drunter.

Und überhaupt. Angekündigt für den Abend war das Gestalten »köstlicher Schokoäpfel mit Streuseln«. Fiel kommentarlos aus, wie auch das Schreiben von Wunschzetteln. Und der Kinderpunsch aus der Mikrowelle hat den Kindern nicht geschmeckt, wie der Kakao aus dem Automaten auch nicht. Dafür haben sie sich den Mund verbrannt und ich konnte ihnen erklären, dass sie in den USA jetzt reich wären.

Schul-Feste

Jetzt hab ich schon so viel geschrieben, aber da wir gerade bei Events sind: In der Schule war es auch nicht besser. Da gab es ein „Weihnachtsfest“. Feste in der Schule sind meistens so festlich wie ein Kindergeburtstag bei Ronald McDonald. Gibt es den eigentlich noch? Auch diesmal wurde in der Schule geliefert, wie bestellt. Zum Beispiel viel zu laute Musik. Die Erzieherin spielt ja gern „Atemlos durch die Nacht“ zu jeder Gelegenheit. Entsprechend gestaltet sich dann auch das Partyprogramm, bei dem Wert auf WIRKLICH LAUTE Beschallung gelegt wird. Kinderdisco. Ein paar dutzend Kinder stehen verlegen am Rand herum und in der Mitte des Raumes drehen sich einsam Lichteffekte auf dem Boden. Da werden Erinnerungen wach.

In der Tombola waren die Preise Trillerpfeifen der B.Z. Der Sohn hat zu seinem Leidwesen einen Gewinn gezogen und war sehr enttäuscht, weil er doch einen Trostpreis wollte: ein Bonbon. Da hat er aber ein Fass aufgemacht. Das könne doch nicht sein, er wolle so ein Bonbon. Wirklich. Nichts sei wichtiger im Leben in diesem Moment als so ein Bonbon!

Geschenkt … für zwei Euro

Die Tochter schlich währenddessen auf dem Kinderflohmarkt herum und kam gönnerhaft mit einem „Guck mal, was ich für Dich gekauft habe“ zurück! Awwww, sie hatte ihr Taschengeld für ein Geschenk für ihren Bruder investiert. Ein kurzer St.Martins-Moment machte sich breit. „Ich krieg zwei Euro von Dir“ informierte sie trocken ihren Bruder. Na, immerhin, sie hat an ihn gedacht.

Höhepunkt des Abends war die Feuershow. Der Innenhof wurde großräumig abgesperrt und mehrfach per Lautsprecherdurchsage darauf hingewiesen, dass es jetzt wirklich wichtig wäre, Abstand zu halten. Ich hätte ein Opernglas mitbringen sollen. Nach dem fünften „gleich geht es los“ ging es dann dann auch los und da stand ein Mann in schwarzer Kutte mit Kapuze und Laterne in der Hand zu Vangelis-Musik da. Ich musste kurz kichern, weil ich vermutete, dass er sich gleich die Klamotten vom Leib reißt und strippt, aber stattdessen hat er sich nur die Kutte vom Leib gerissen und sein orangefarbenes Batik-Shirt entblößt. Batik, wirklich. Ich dachte, dass wäre mit der Jahrtausendwende verboten worden. Die Kinder guckten etwas irritiert, ob der leicht spookigen Nummer. Die Vorstellung war wie von einem anderen Stern und nachdem der Gothic-Feuermensch zwei Minuten lang sehr engagiert mit Feuer herumgewirbelt hatte, sind wir auf Wunsch der Kinder gegangen. Nein, das sei jetzt doch zu langweilig.

Keine Geschichten verpassen? Folgt vierpluseins auf Facebook oder lest meine Frühstücksgeschichten auf Instagram.

Alte Montagspostings findet Ihr hier.

Kategorien: Montagspost

leitmedium

Parteiloser Postprivatier.

9 Kommentare

Bea · 13. Dezember 2016 um 22:42

Ich mag es, wie du die Dinge auf m Punkt bringst1 Danke für die Lacher am Dienstagabend ;))

Tany · 14. Dezember 2016 um 6:08

Was für ein Start in den Tag für mich.
Weiter so. Herrlich zu lesen. Lg Tanja

Katja und Domi · 14. Dezember 2016 um 7:31

Hihi ich komme aus dem Grinsen auch nicht mehr raus. Toll geschrieben.?

Lg Katja

dasnuf · 14. Dezember 2016 um 7:44

Ich mag den Misanthropen in Dir. Und am lustigsten und wahrsten war der folgende Satz: „PR-Menschen auf Elternblogger-Events sind in der Regel jung, kinderlos und SEHR engagiert. Das Engagiert-Sein müssen sie durch äußerst lautes Sprechen mitteilen.“

Kati · 14. Dezember 2016 um 8:45

Wieder mal herrlich!!! Danke!

Moni Monster · 15. Dezember 2016 um 14:24

„… stand ein Mann in schwarzer Kutte mit Kapuze und Laterne in der Hand zu Vangelis-Musik da.“ … hihi. da musste ich jetzt auch kurz kichern. Batikshirt. Gnihihi.
Schön!

Katharina · 17. Dezember 2016 um 11:05

Ich lache gerade Tränen!!! Herrlich.

Heike W. aus LIP · 19. Dezember 2016 um 9:35

Ja! Ich sehe auch wie „Migrationshintergrund“ aus! 🙂

Über Fidget Spinner, Kindertag, Pömpel-Frau continued, Kasse des Vertrauens und blumige Straftaten - vier plus eins · 5. Juni 2017 um 23:32

[…] auch ein Fest in der Schule. Ich mag ja Schulfeste sehr. Die sind immer so drollig. Während letztes Mal fast die Mittelalter-Chippendales aufgetreten sind, gab es dieses mal eine Tombola. Und wirklich tolle […]

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert