Über zu früh beginnende Feiertage, endlose April-Scherze und Geschenke-Recycling

Veröffentlicht von leitmedium am

(Fast) jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie.

Stärkung

»Aber durch welche Tür kommt er denn jetzt?« Die Kinder stecken tuschelnd die Köpfe zusammen und diskutieren, wo der Osterhase jetzt genau das Haus betreten wird. Stolz präsentieren sie ihre Überraschung für ihn. Da er ja so viel zu arbeiten habe an einem Tag, hätten Sie ihm einen Becher Wasser und eine Möhre zurechtgelegt. Die Möhre hat zwar auch schon bessere Tage gesehen, aber ich frage mich, was ich eigentlich tun muss, damit sie mir mal eine Möhre und ein bisschen Wasser hinstellen. Ich will ja nicht klagen, aber Nikolaus und Osterhase schneiden hier deutlich besser ab als ich.

Liebevoller Gruß an den Osterhasen. Ich bin ein bisschen eifersüchtig.

Natürlich muss ich wenige Stunden später dann wirklich Osterhase spielen und für detektivisch überprüfbare Spuren von der muffigen Möhre abbeißen. Ohne Bisspuren eben kein Hase. Ich werde den Kindern jetzt ein Jahr lang erzählen, dass Hasen am liebsten Schokopudding und eine Flasche Mate mögen.

Aufstehen

Am nächsten Morgen wurden wir mit einem Schrei geweckt. Nicht, weil Ostersonntag war und die Kinder sowieso zu einer unchristlichen Uhrzeit wach wurden (Danke, Jesus!), sondern weil sich irgendein Scherzkeks 15 Zentimeter Neuschnee über Nacht ausgedacht hat. Es waren also alle um 6:10 Uhr zehn wach und unsere Hoffnungen, mal einen Osterfeiertag vielleicht bis 7:00 Uhr schlafen zu können endgültig dahin. Dafür wurde sofort das Haus auf den Kopf gestellt. Früher haben wir ja Osternester tagsüber pitturesk bei einem Picknick in der Natur gesucht, aber das war bevor ein Rudel Kinder an Feiertagen so lange von einem Bein aufs andere hüpfte, bis endlich irgendwas passierte. Hüpf hüpf hüpf wann geht es los?! hüpf hüpf hüpf. Aktuelles Konzept also: Alles dringend Erwartete so früh wie möglich. Da kommt der Osterhase dann eben schon über Nacht nach Hause. Wie nett von ihm! Vielleicht sollten wir die Bescherung an Heilig Abend auch einfach auf 6:10 Uhr am Morgen verlegen. Und Silvester gleich noch dazu. Am selben Tag!

Schokoladenkonsum

Jedenfalls stoben die Kinder ins Haus, es war noch dunkel und weil sie so aufgeregt waren, kamen sie nicht auf die Idee, einfach mal das Licht anzumachen. Statt dessen besorgten sie sich Taschenlampen, um endlos lang jeden Winkel des Hauses zu auszuleuchten. Bei jedem Schoko-Ei ein kurzer nervlicher Zusammenbruch vor Freude und die unsichere Frage, ob man das jetzt wirklich essen dürfe. Also jetzt? Wirklich? Vor dem Frühstück? Einfach so? Nachdem wir früher ja – bei nur einem Kind – Süßigkeiten umschifft oder ganz aufmerksam und gesundheitsbewusst rationiert haben, sind die Limits an Feiertagen gefallen. Je eher weg, desto besser. Meine total wissenschaftliche Theorie: Von einem Tag kriegt man keine Diabetes.

Im Dunkeln lässt sich einfach besser suchen!

Verstopftes Krankenhaus

Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Es gab da noch dieses eine Erlebnis, dass den Schokoladenkonsum auch an Feiertagen hier etwas im Zaum hält. Als wir vor ein paar Jahren am 1. Weihnachtsfeiertag panisch in ein Krankenhaus fuhren, ein Kind in der Notaufnahme präsentierten und vermuteten, dass es jetzt sofort sterben werde, kam so ein gelangweilter Arzt angeschlurft, schaute aufs Datum und erklärte uns, dass man, wenn man schon zehn Kilo Schokolade essen müsse, eben auch mal was trinken solle. Dann klappt es auch wieder mit der Toilette, nicht wahr? Ich glaube, das war einer meiner peinlichsten Elternmomente. Wir sind wegen Schokolade ins Krankenhaus gefahren. Dabei hatte ich selber ja schon  ein ähnliches Erlebnis, als ich mich mal vor zwanzig Jahren in die Notaufnahme schleppte, an der Tür klopfte, mir peinlich berührt überlegte, wie ich das mit der Verstopfung erkläre, sich die Tür öffnete und ausgerechnet ein ehemaliger Klassenkamerad den Kopf ausstreckte und fragte, wie er helfen könne. Zivildienst hatte eben auch seine Schattenseiten. Ich bin dann mit dem Entschluss, lieber zu sterben, als ihm mein Problem zu erklären mit der „Ach, in der Tür geirrt“-Notlüge wieder nach Hause und habe mich zur letzten Ruhe auf mein Bett gelegt. Was lernen wir daraus? Krankenhäuser möglichst immer in fremden Städten!

April April April April April

Das Schlimme an diesem Ostersonntag war ja, dass er mit dem 1. April zusammenfällt. Ich möchte hiermit nochmal dafür plädieren, Kinder erst ab dem zarten Alter von 18 das Konzept „Aprilscherz“ zu erklären. Denn vorher läuft es so »Ich habe keinen Hunger. April April. Das Telefon klingelt. April April. Die Schokolade schmeckt nicht. April April. Warum heißt das nicht März März? Das Toilettenpapier ist alle. April April. Warum kann man am 2. April keinen April Scherz mehr machen? Ich mache keine Aprilscherze mehr April April.« Einziger Ruhepunkt an diesem Sonntag war Schokoladen-Aufnahme-bedingtes Schweigen. Als ich kurz den April-Scherz machte, dass ich vergessen hätte, dass der Kühlschrank geliefert wird und wir sofort alles packen und nach Berlin müssten und der Urlaub daher beendet sei, hatten alle einen Nervenzusammenbruch. Und fraumiere schüttelte nur leicht den Kopf. 18 ist wirklich das Mindestalter für Aprilscherze und ich fühle mich jetzt ein bisschen schlecht.

Geschenk-Recycling

Das verbesserte auch nicht unbedingt die Verhandlungsgrundlage für das Geschenk-Recycling. Da redet ja niemand drüber, aber an Festtagen mit hohem Geschenk-Aufkommen sitzt man ja oft mit einem Zentner Süßigkeiten und anderem Schnickschnack da, und dann fällt einem ein, wen man alles vergessen hat beim Geschenkeeinkauf. Entweder ist man schnell und schlau genug, von jedem Geschenk für die Kinder heimlich ein Drittel Wiederverwendungssteuer abzuführen. Oder man nutzt die Gelegenheit, in einem ermüdenden Vortrag noch einmal auf Nachhaltigkeit und so hinzuweisen, um dann mit Erlaubnis bei den Kindern die Ostergeschenke zu plündern („Das schmeckt Dir doch eh nicht!“) und durch geschicktes Rekombinieren neue Geschenke zusammenzustellen. Also das würden wir NIE machen, wollte ich schreiben. Niemals!

Mülltrennung

Ansonsten war der Tag dann auch auch gelaufen, als die Kinder bei ihrer nicht mehr aufhörenden Ostereisuche im Wäschekorb gelandet waren und meine Unterhosen inspizierten. „Papa, Dein Schlüpfer hat ein Loch. Der muss weggeworfen werden“ schallte es durchs Haus. Natürlich als das Besuchskind da war. „Achso… ok“, versuchte ich es zu überspielen. „In welchen Müll denn? Ist das Sondermüll?“, fragte irgendeine Kinderstimme mit säuselnder Stimme. Während ich mir eine schlagfertige Antwort überlegte, setzt es nach „Oder etwa Verpackungsmüll?“. Die Kinder prusten los und irgendwer schie „Neinnein, ich habs: Sperrmüll!“. Schallendes Gelächter. Bin ich froh, dass die nicht bloggen.

Achtung, dieser (dieses?) Blog wird mit Kaffee betrieben. Besonders diese Woche, weil ich am OSTERMONTAG IN DEN FERIEN SCHREIBE! Aber keine Sorge: Du kannst mir einen Kaffee spendieren. (Paypal-Link).

Tut tut, Folge zwei vom Mit Kindern Leben (MKL) Podcast ist erschieden. Diesmal geht es um Kindergeburtstag.

Keine Geschichten verpassen? Folgt vierpluseins auf Facebook oder meinem glamourösen Leben als #Instadad oder den Knaller-Emails im vierpluseins-Newsletter (eine E-Mail pro Woche mit Link zur Montagspost, ein paar Gedanken und manchmal gestrichenen Textpassagen). Du kannst übrigens Newsletter-Subscriberin Nummer 1000 sein. Echt jetzt! Zu gewinnen gibt es kostenlose E-Mails!

Kategorien: Montagspost

leitmedium

Parteiloser Postprivatier.

1 Kommentar

Daniela · 10. Februar 2019 um 14:48

Unsere Tochter ist am 1.4.18 geboren. Acht Tage nach Termin. Das hat sie sich ja fein ausgesucht… und als ich meine Eltern anrief, um Ihnen zu sagen, dass sie Großeltern geworden sind, wollten sie es nicht recht glauben und haben wohl auf den Zusatz “April April” gewartet. Als würde ich nach sieben Stunden Wehen Aprilscherze machen ?

Toller Blog übrigens!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert