Über Kühlschranklampen, Muttermilchschmuck, Bauchnabelfussel und Dickbauchdienstag

Veröffentlicht von leitmedium am

(Fast) jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie.

[Triggerwarnung: Bauchnabelfussel]

»Ja, nein… Ich fahre wirklich bald los! Ich muss erst noch … ja… also der Kühlschrank!«. Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu und ich stehe leicht Schweiß gebadet in unserer Küche. Der Rest der Familie ist auf dem Land und eigentlich soll ich endlich nachkommen. Doch als ich mir die letzte Mate aus dem Kühlschrank schnappte, fiel mir auf: Die Kühlschranklampe ist defekt. In meinem Gehirn beginnt ein Dialog:

  • Logikhälfte: Die Kühlschranklampe ist defekt. Egal. Fahr los und kümmer Dich später drum.
  • Gefühlshälfte: Aber vielleicht ist ja der Kühlschrank kaputt und kühlt nicht mehr!
  • Logikhälfte: Quatsch. Du hast doch gesehen, dass der Glühfaden durch ist.
  • Gefühlshälfte: Ja. Aber vielleicht geht der Kühlschrank ja nicht mehr, wenn keine Lampe drin ist.
  • Logikhälfte: Was ist das denn für ein Unsinn?!
  • Gefühlshälfte: Was weiß ich? Bin ich ein Kühlschrank? Vielleicht fließt der Strom durch die Lampe!
  • Logikhälfte: Dann wäre es eine Sicherung. Diese Lampe hier ist keine Sicherung.
  • Gefühlshälfte: Ok. Aber vielleicht ist der Kühlschrank ja durch eine Stromspitze durchgebrutzelt!
  • Logikhälfte: Was redest Du denn da? Und seit wann interessierst Du Dich überhaupt für Kühlschränke? Um was geht es hier eigentlich?
  • Gefühlshälfte: IM TIEFKÜHLFACH IST NOCH DIE PLAZENTA.
  • Logikhälfte: OH MEIN GOTT. WENN DER KÜHLSCHRANK DOCH DEFEKT IST UND WIR LOSFAHREN, TAUT ER AB UND WIR SIND ALLE VERLOREN.
  • Gefühlshälfte: Scheiße, was machen wir jetzt?
  • Logikhälfte: Okok, ruhig atmen. Logisch denken! Warte…
  • Gefühlshälfte: Wie weiß man denn ohne Lampe, dass der Kühlschrank noch geht?
  • Logikhälfte: Gute Idee! Hörst Du was? Brummt der Kühlschrank? Der Kühlkreislauf macht doch Geräusche.
  • Gefühlshälfte: Ich höre nichts. Ob die Plazentahälfte langsam auftaut?
  • Plazenta: Mir geht es gut, Jungs.
  • Logikhälfte: Ich hab es! Wir machen den Kühlschrank auf und föhnen warme Luft rein. Dann muss er irgendwann anspringen. Und wenn nicht…
  • Gefühlshälfte: Verfallen wir endlich alle in Panik?

Doch in einem heroischen Akt der Selbstlosigkeit setzt sich die Logikhälfte durch. Nach zehn Minuten warmen Bangens – mit Föhn in der Hand vorm Kühlschrank sitzend – ertönt endlich das erlösende Brummen. Er geht! Er geht! Vorhang.

Kühlschrankglühbirne ist nicht gleich Kühlschrankglühbirne

Dem Kühlschrank geht es mittlerweile wieder gut. Auch wenn der Kauf einer Kühlschrankglühbirne eigentlich eine kleine Wissenschaft für sich ist. Also wenn man mit gebotener Ernsthaftigkeit betreibt. Da gilt es nämlich erst viele Fragen zu beantworten: Benötigt man eine Energiesparlampe im Kühlschrank? Ab wann rechnet sich das? Wie oft muss man ihn auf- und zumachen, damit es sich rechnet? Wie wirkt sich die Lebensdauer der Birne auf die Gesamtkosten aus? Mein Versuch, diese komplexe Berechnung in einer Excel-Tabelle ein für alle Mal zu klären, wurde von einem Spontankauf in einer Drogerie beendet. Die Kinder zogen mich ans Regal und zeigten mir einfach die passende Birne. Ich war schockiert, dass es so hochkomplexe Geräte frei verkäuflich ohne entsprechende Belehrung in der Drogerie gibt. Die Familie hingegen schien erleichtert. Ich weiß auch nicht, warum fraumierau meint, ich würde solchen Themen immer so ernst nehmen. Das ist kein Thema, dass man auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Ich so.

Muttermilchschmuck 

Noch viel ernster als Plazenten und Kühlschranklampen aber ist Muttermilchschmuck. Das ist nämlich so der heiße Scheiß gerade und irgendwie hat es das Review von drei Muttermilchschmuckanbietern auf meinen Bildschirm geschafft. Da ich ja etwas zart besaitet bin,  musste ich sehr zaghaft und mehrfach nachlesen, um mir selbst zu versichern, dass man da Muttermilch per Post verschickt, die dann irgendwie verarbeitet und in Schmuck eingelassen wird. Und da das aber so neu ist, wisse man jetzt auch nicht, wie lange sich das dann eigentliche halte. Es könne halt schon so ein bisschen gelblich werden mit der Zeit oder ausflocken. Nah an der Ohnmacht musste ich dann noch Überlegungen lesen, dass man das ja den Kindern später schenken könne. Weil, dann könnten sie ja Muttermilchschmuck als Schlüsselanhänger immer bei sich haben. Ja, das könnten sie, dachte ich. Das könnten sie sicherlich und das dann auch gleich in der Therapie diskutieren. Nachdem sich ihre Freunde auf Nachfrage, was das für gelblicher Schmuck sei, alle nie wieder gemeldet haben.

Bauchnabelfussel

Aber das ist unfair. Ist ja eine persönliche Entscheidung. Und ich muss zugeben: Was für ein Geschäftssinn! Körperschmuck ist einfach das neue Ding. Und ich will ja immer noch reich werden. Und ein bisschen diskriminierend ist das auch, dass Frauen die Plazenta ins Tiefkühlfach packen oder Muttermilchschlüsselanhänger verschenken können.  Über Nabelschnüre will ich gar nicht erst reden. Nach langem Überlegen ist mir dann aber endlich etwas jugendfreies eingefallen, was man als Mann verschenken kann! Es ist ein Stück Liebe und vor allem: Wärme. Und bald ist ja Winter. Ich denke, Bauchnabelfusselpullover werden ein ganz großes Ding! Man muss nur circa zehn Jahre jeden Abend die Bauchnabelfussel sammeln und dann lässt man daraus einen Pullover stricken. Gibt es mehr Liebe in einem Geschenk? Und das flockt auch nicht aus und läuft nicht gelb an. Und fair und nachhaltig und bio ist es auch noch. Knaller. Damit gehe ich jetzt zu „Höhle der Löwen“ und werde ganz groß bei RTL.

#Dickbauchdienstag

Und da wir gerade bei Gleichberechtigung sind: Ich habe letztens mit großer Freude vom #Dickbauchdienstag erfahren. Da lichten so Menschen ihren Bauch ab, posten das Bild in sozialen Netzen und freuen sich der Dinge. Endlich eine Community für mich, dachte ich. Ich wurde aber kurz vorm Posten meines #Dickbauchdienstag-Bildes vom Mitmachen abgehalten. Weil, das sei ja etwas ganz anderes. Da posten nämlich eigentlich nur Schwangere ihre Bäuche. Jetzt fühle ich mich ein klein wenig vor den Kopf gestoßen. Immerhin nehmen Männer während der Schwangerschaft ja auch ein paar Kilo zu. Wäre ja nur fair, oder? Aber da freut sich niemand über Mandalas um den Bauchnabel und Fotos aus allen Perspektiven. Ich will nicht jammern, aber denkt mal drüber nach.

Neu in der Kategorie Ihre Woche – Seine Woche:

Er macht sich aufwändigst Kaffee… und sie … holt gleich die große Keule raus:

https://twitter.com/fraumierau/status/902617062593482752

  • Logikhälfte: So. Jetzt lieber noch einmal kontrollieren, ob der Kühlschrank wirklich geht.
  • Gefühlshälfte: Puh, jetzt bin ich aber erleichtert!

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Bildnachweis Headerbild: Pixabay (Lizenz: CC0/Public Domain)

Kategorien: Montagspost

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Parteiloser Postprivatier.

8 Kommentare

glaskerze · 5. September 2017 um 0:23

Knüller!! ?

Übrigens:
Ein Gefäß mit Wasser füllen, in die Gefriere stellen. Wenn das Wasser gefroren ist, ein Geldstück darauf legen.
Irgendwo hinten in der Gefriere verstauen.
Sollte der Kühlschrank bzw die Gefriere mal einen Ausfall haben, sinkt die Münze im (dann wieder) Wasser nach unten 😉

Bianca · 5. September 2017 um 5:54

Ich hatte mich schon auf den Anblick von dicken, behaarten männerbäuchen gefreut! Und nun das …!

Mama.wutz · 5. September 2017 um 9:29

Danke für die Erinnerung. Ich war kurz erschrocken, dass das Panik-Level ja auch mich befallen könnte. Bei uns plazentart der Tiefkühlschrank nämlich auch noch vor sich her. Und jedes Mal, wenn wir ihn mit Eis und Pizza befüllen, schimpfe ich über den verlorenen Raum… Prioritäten verlagern sich mit Familie ja sowas von!
Und Bauchnabelfussel sind ja fast so gut wie Zehenzwischenraumfussel^^ Den Pulli kann man dann nur anonym jemanden schicken, den man nicht mag 🙂 Das solltest du bei der Geschäftsidee vielleicht mit erwähnen, dann wird’s der Renner! 😀

Marlene · 5. September 2017 um 9:52

Ok ok ok… habe mich wie immer kaputt gelacht…. spüre jetzt allerdings ein leichtes Herpeskribbeln auf der Lippe wegen der Fusselpullis….?

Männerwolle · 5. September 2017 um 14:58

Hm, wenn der Anspruch auf bio und fair besteht, dann dürfte der Nabel doch nur Ökobaumwolle/-wolle was weiß ich speisen, oder? Und wenn man dann alle anderen Klamotten entsorgt und sich neue Ökosachen kauft, dann ist es nicht mehr besonders nachhaltig, oder? Und kann es fair sein, andere Menschen die eigenen Bauchnabelfusseln verarbeiten zu lassen?

Lieber komplett auf biodynamisches Essen umsteigen, Körperbehaarung sammeln, Spinnrad bauen, spinnen lernen, stricken lernen: Männerwollpulli.

Leo · 5. September 2017 um 20:40

WIESO verstaut man ne Plazenta im Tiefkühlfach? Wieso? Ich glaub ich kann heut nacht nicht schlafen

Maja Rae · 6. September 2017 um 21:34

Wir hatten die Plazenta auch kurzzeitig im Tiefkühler. Jetzt ist sie in einem großen Pflanzkübel unter einer Säulensüßkirsche. 🙂

Herrlicher Text! 😀 Ich freue mich jede Woche wieder darauf hier zu lesen!

Kathrin Hamedinger · 7. September 2017 um 22:28

Deine Texte sind genial!!!!
Ich freue mich jede Woche wieder darauf!!!
Danke!

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