(ein Viertel) Wochenende in Bildern am 30. September 2017

Veröffentlicht von leitmedium am

Eigentlich mache ich ja kein Wochenende in Bildern, weil das macht ja schon die fraumierau und wir streiten uns ja schon immer darum, wer zuerst die schönen Frühstücksfotos auf Instagram hochladen darf. Also ich finde natürlich, dass ich da ein Vorrecht habe, weil ,wenn ich den Obstteller mache, dann habe ich ja das Urheberrecht. Aber eben leider nur am Obstteller, und da fragt sich auch, wie es um die Schöpfungshöhe bestellt ist. Jedenfalls gab es dieses Wochenende ja gar keinen Obstteller, weil den gibt es nur zu Hause und da waren wir ja gar nicht. Also nicht zu Hause. Zumindest nicht am Samstag, denn es war er der letzte Tag einer einwöchigen Reise, auf der ich so vor mich hin plus einste. Und da ich keine Badehose bei hatte, wünschte ich mir, doch wenigstens das Schreibmaschinenmuseum besuchen zu dürfen. Diesem Wunsch wurde vom Familienrat nach einigem mürrischen Hin und Her, das man eventuell klein schreibt, stattgegeben und so wollten wir uns am Samstag Morgen alle zusammen auf den Weg machen. Aber da Kinder ja im Urlaub die Angewohnheit haben, krank zu werden, ging das nicht, wie geplant und so fuhr ich nur mit dem großen Sohn. Und weil fraumierau nicht dabei war, reiche ich hiermit eigentlich nur für sie den Reisebericht ein. Ihr dürft das aber auch mitlesen.

Aber fahren ist so ein Wort. In Südtirol ist alles ganz schön analog. Man ist einer kleinen Stadt und möchte zwei, drei Städte weiter. Es gibt Busse und Bahnen und was sagt Google Maps? Ja, laufen sie doch oder nehmen sie ein Auto. Ich war ganz irritiert, als ich plötzlich Fahrpläne als PDF-Dateien studieren musste und mehrere Gespräche führte, wo man nun wie umsteigen muss, denn so richtig wusste das niemand, oder ich verstand nichts, weil wenn mehrere Menschen auf südtirolerisch, das man vielleicht groß schreibt, einem hektisch erklären, wo es lang geht, versteht man eventuell nur Bahnhof, was in diesem Fall entweder hilfreich oder sehr unhilfreich ist.

Aber irgendwann saß ich mit dem Sohn im Bus und erkundigte mich noch beim Fahrer nach der Umsteigestation. Das ist mein Geheimtrick, weil gutmütige Busfahrer einen dann an der richtigen Station rauswinken. Dieser aber nicht. Zumindest verhinderte er nicht, dass wir an der falschen Station zu früh ausstiegen. Und nun saßen wir da, mitten in der Pampa mit einem „Bus kommt einmal die Stunde“-Bussystem. Der Sohn bekam leicht flatterige Nerven, also beruhigte ich ihn mit dem Kaugummiautomat.


Ich suchte derweil nach einer Alternative und kam nur zum Schluss, dass wir jetzt eben den Berg hochlaufen müssten, weil den Bus würden wir eben nicht mehr bekommen. Der Sohn trug es mit Fassung, ich eher nicht so, weil die Fußgängerwege sind manchmal ein wenig spartanisch und man muss den Bauch einziehen, wenn ein Bus vorbeifährt.


Hab ich Bus gesagt? Ja? Ja! Denn der fuhr plötzlich an uns vorbei und mir fiel auf, dass wir genau auf der Buslinie liefen und ich einmal im Leben Glück hatte und er genau vor uns an der Haltestelle hielt. Also: Einsteigen, weiterfahren.

Am Museum angekommen gab es diverse Hungeranfälle und wir kauften ein wenig Notfallversorgung. Ich hatte ja damit gerechnet, dass ein Museum, dass ab 10 Uhr geöffnet ist, dann auch ab 10 Uhr geöffnet ist, vor allem, wenn es nur bis 12 Uhr geöffnet ist, aber das ist nicht so einfach offenbar und so standen wir vor einem verschlossenen Tor. Ich dachte mir so, ich verliere jetzt nicht die Nerven, weil das ist bestimmt wegen nicht in Deutschland sein, da halte man es nicht so mit der Zeit, was bestimmt ein wenig -istisch ist, ich weiß jetzt nur nicht, welches.

Ich zeigte dem mäßig interessierten Kind also die Dorfkirche. Immerhin, die Goldverzierungen fesseln ja für ein paar Minuten, aber dann nimmt das Spannende doch drastisch ab. Ich bin ja früher als Kind viel durch italienische Kirchen geschleift worden und ich mag es schon sehr, da so ein wenig umherzulaufen, Tafeln zu entziffern, Bilder zu betrachten und in Broschüren zu blättern.


Versuch Nummer 2 im Museum: Mit einer Viertelstunde Verspätung wurde geöffnet. In der Ausstellung ging es vor allem um Mitterhoffer, einen Erfinder einer Schreibmaschine, der damit ungefähr so nachhaltig war wie Konrad Zuse mit seinem Computer. Dafür aber war es interessant und der Sohn konnte viele Geräte anfassen.


Vor allem im Keller, wo hunderte Schreibmaschinen in Archivregalen standen. Was mich überraschte: Es gab dutzende Kinderschreibmaschinen. Das war mir neu und fand auch beim Sohn Interesse.

Zwei Stunden später waren wir fertig. Der Bus sollte erst in 55 Minuten kommen, aber Google Maps meinte, ich würde es in 30 Minuten zu Fuß bis zur Umsteigestation schaffen. Da der Sohn wirklich außerordentlich gut zu Fuß ist und Südtirol nicht die schlechteste Gegend zum Wandern, gingen wir los – immer bergab.

Wir fanden einen „Kasse des Vertrauens“-Hofladen, in dem wir Apfelgelee kauften…


… und haben mit schlechtem Gewissen ein paar Fallobst-Äpfel genommen. Aber so ein Apfel frisch von der Wiese in der Lage… Ich glaube, ich habe hier schon mal irgendwo geschrieben, dass ich jahrelang kaum eine Obstsorte essen konnte. Seitdem es wieder geht, hole ich das besonders mit Äpfeln nach.


Natürlich hätten wir auch auf dem Bauernmarkt am Weg ab 20kg Äpfel Rabatt bekommen.


Doch ab da begann der Ärger: Google Maps fand, wir sollten einfach direkt auf der Landstraße laufen. Das fand ich nicht, weil die war eng, es gab nirgends eine Fußgängermöglichkeit und überhaupt. Ich suchte nach Alternativ-Wegen und bekam eine Belehrung vom Sohn, dass ich doch Bitteschön die Schilder beachten solle und eigentlich nicht mal in die Richtung gucken dürfe.


Was auch immer das rechte Schild hieß, ich entschied mich auch gegen den Weg. Doch nun mussten wir eine Alternativroute finden und wir begannen, einfach quer durch die Apfelfelder zu laufen. Rechts davon war nämlich ein unüberwindbarer Wasserfall.


Also suchten wir unseren Weg zwischen den Äpfeln. (Entschuldigt, ich muss das mit den Äpfeln heute einmal rauslassen. Ich habe an einem Tag sogar freiwillig ein Basecap mit Werbung für Äpfel aus Südtirol getragen).


Der Weg jedenfalls schlang sich so hier und da lang, Google Maps meinte, es wisse jetzt halt auch nicht weiter und mein Akku neigte sich dem Ende zu. Ich verzichtete darauf, fraumierau mitzuteilen, dass ich mit dem Sohn im Nirgendwo sei und mal sehen müsse, wo wir so ankämen, weil dann hätte sie wieder in eine Tüte atmen müssen, glaube ich. Aber es war auch einfach wunderschön und immer wieder blieben wir stehen und blickten in die Berge.

Neben der (übrigens genossenschaftlich koordinierten und vorgeschriebenen) Apfelerntezeit ist auch gerade Wein-Erntezeit.


Jedenfalls fanden wir irgendwann einen Weg am Fluss, der wieder in die Zivilsation führte.


Auf einer Brücke bestaunten wir das türkise Wasser und stellten fest: Die Frisur hält.


Und dann war er endlich da: Ein Bahnhof! Wir fuhren mit der Bahn zurück und aus der halben Stunde Busfahrt waren zwei Stunden wandern und eine Zugfahrt geworden. Wie gut es sein kann, sich im Urlaub zu verlaufen.

So. Und jetzt lese ich den Rest der Geschichte bei fraumierau nach.

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1 Kommentar

Wochenende in Bildern 30. September/01. Oktober 2017 - Geborgen Wachsen · 1. Oktober 2017 um 21:08

[…] Eigentlich wollten wir heute alle zusammen zum Wasserfall und ins Schreibmaschinenmuseum nach Partschins, aber das große Kind fühlt sich nicht wohl und so fährt mein Mann mit dem mittleren Sohn allein und wir bleiben bei Tee und Badewannenschaum im Hotel. Was der andere Teil der Familie erlebt hat, könnt Ihr hier bei vierpluseins nachlesen. […]

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