Über Dinge, die perfekt in andere Dinge passen, Angst vor der Autopresse und Sommer-Vampire

Veröffentlicht von leitmedium am

(Fast) jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie.

Knäckebrotdrucker

Warum der Drucker denn so komische Geräusche mache, frage ich. Niemanden scheint das Thema so recht zu interessieren. Seit zwei Wochen knirscht er wie eine Sandmühle. Da kann doch was nicht stimmen. Ich öffne die vordere Klappe und mir fällt ein völlig zerbröseltes Knäckebrot entgegen. Während ich noch an der richtigen Intonation für die „WER WAR DAS DENN BITTE?“-Frage arbeite, kommt der Babysohn angetänzelt, zeigt auf den Drucker und ruft „Brot, ich!“. Ob er das Brot da reingetan habe, frage ich nach. Ja, versichert er mir voller Stolz. Mein Versuch, in eine ernste Tonlage zu wechseln, scheitert, wie ich seinem fröhlichen Rumhüpfen entnehme. Ob er bitte kein Knäckebrot mehr in der Drucker tun könne, das wäre nicht so gut. „GOCH!“, antwortet er und geht. Ich notiere innerlich: Kein Knäckebrot mehr kaufen.

Abgeriegelt

Überhaupt ist „Dinge in Dinge tun“ zur Zeit so ein großes Thema. Alles muss permanent in alles gesteckt werden. Irgendwas spannendes wird schon passieren! Und ich rede nicht nur von dem üblichen Versteck in Subwoovern, wo man einmal im Monat vorn in das große Loch reingreifen und sämtliche Bausteine und Essensreste rausholen muss. Wirklich gemein wird es, wenn Dinge einfach perfekt ineinander passen. Für immer. Gerade erst habe ich versucht, zu erklären, dass es nicht so schön ist, dass die Tochter kein warmes Essen mehr mit in die Schule nehmen kann, weil ihr Thermo-Becher hermetisch mit einem Espresso-Blindsieb verschlossen wurde. Ganz abgesehen davon, dass ich jetzt auch die Espressomaschine nicht mehr reinigen kann.

Ich gebe zu, es war beeindruckend, wie gut das Sieb passte. Das wäre schon fast einen Eintrag in den „Perfectfit“-Reddit Wert. Aber sonst stand ich mehrere Tage ratlos vor der Installation. Meine überragenden Handwerker- und Physik-Fähigkeiten ließen mich mit einem Hammer draufschlagen, Seife, Öl und kochendes Wasser draufgießen – letzteres in der Hoffnung, die Luft im Innern würde sich ausdehnen und das lästige Stück Metall rausdrücken. Sowas klappt natürlich nur im Fernsehen und auf Youtube. Immerhin haben wir einen Dremel, den ich noch nie so richtig benutzt habe. Todesmutig habe ich ihn ausgepackt, angeschlossen und das Metallsieb aufgesägt. Die Kinder standen erst gespannt daneben. Als die Metallfunken flogen, rannte ein Kind raus, eins hielt sich erschrocken die Ohren zu und der Babysohn brach in Tränen aus und flehte mich an, mit „Feuer“ aufzuhören. Aber: ICH HABE ES GESCHAFFT! Und da ich jetzt gezeigt habe, wie talentiert ich als Schlosser bin, stehen mir ganz neue Möglichkeiten offen!

Autoscheinwerferselbstreparaturneindanke

Wobei, wenn ich es mir recht überlege, ist man in der Autowerkstadt anderer Meinung. Dort musste ich beim Reifenwechsel noch leicht verschämt darum bitten, ob man die Glühbirne im Scheinwerfer wechseln könne, weil ich es allein nicht geschafft hätte. Als ich das Auto abholen wollte, sah man mich mit hochgezogener Augenbraue an und erklärte mir ganz ruhig, dass es vielleicht doch besser sei, wenn es das nächste Mal gleich die Werkstatt machen würde. Immerhin hätte ich es geschafft, den gesamten Scheinwerfer aus seiner Verankerung zu hebeln und eigentlich müsste man jetzt die halbe Autofront abmontieren, um das zu reparieren. Und ob ich noch wüsste, wo diese Gummidichtung gegen Regenwasser sei?

Autopresse!

Wusste ich natürlich nicht. Aber bekam den Tipp, sie bei einem Autoverwerter zu besorgen. Wie toll, dachte ich, und verkündete den Kindern frohlockend „Wir fahren nächste Woche in eine Autopresse Tempelhof!“. Instantaner Tränenausbruch bei zwei von drei Kindern. Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass sie dachten, wir verschrotten unser Auto. Neinein, beruhigte ich sie. Und damit wir das auch noch lange nicht müssen, lasse ich das jetzt auch einfach mit versuchten Eigenreparaturen.

Was ist das für ein Kabel?!

Dabei ist man ja auch eigentlich Vorbild. Also mit Handwerken und so. Und ein bisschen ist man stolz, wenn die Kinder dann so mit Werkzeug losziehen und ihren Projekten nachgehen. Nur wenn dann ein Kind mit der Säge in der Hand aus dem Garten kommt und stolz vermeldet, es habe ein großes Stück Stromkabel ausgegraben, wird einem doch etwas mulmig. Nach einem mehrminütigen Verhör stellte sich raus, dass es wirklich nur vergrabener Müll war – wie auch die sieben Autoreifen, die Kohlebriketts und der halbe Container Schutt.

Das Wetter ist schön. „Yeah“

Aber ansonsten ist jetzt wenigstens das Wetter schön. Endlich können die Kinder im Garten spielen und man kann sich gepflegt über Insekten aufregen. Ich erkläre ja gern, dass Hummeln, Wespen und Bienen eigentlich gar nicht so sehr auf Stechen aus sind. Das rächte sich bei meinem nächtlichen Versuch, Sternschnuppen zu sehen. Ich kam auf die glorreiche Idee, in kompletter Dunkelheit in die obere Etage zu schleichen, das Fenster aufzumachen und dieses „Huch, war das eine Reißzwecke?“-Gefühl zu verspüren, um dann im Taschenlampenlicht eine fiese Killerarschlochwespe zu sehen. Da war meine Lust auf Sternschnuppenwünsche dann auch vorbei und die Scheiß Wespen können mich mal. Wofür sind überhaupt gut? Bienen für Arme, ey.

Auch sonst ist jetzt die „schöne“ Jahreszeit. Denn neben  Insekten beginnt jetzt  auch wieder die „wie gehe ich möglichst Picknick-Einladungen aus dem Weg“- und die „meine Kinder haben später ein Trauma von mineralischer Sonnencreme“-Phase. Beim Picknicken kann ich ja immer meinen angeblich tödlichen Heuschnupfen vorschieben. Ne, Du, tut mir leid, aber genau die Pflanzen da im Park, da habe ich keine Zukunft! Schwieriger wird es bei mineralischer Sonnencreme. Wie schon letztes Jahr schlugen jegliche Versuche fehl, sie wegzudiskutieren. Mein aktueller Ausweg: Auf offener Straße immer ein paar Meter vorm Rest der vampir-blassen Familie laufen. Dann denken die Leute, wir gehören nicht zusammen. Und heimlich unterm Tisch schmiere ich mich dann mit ganz viel Chemie mit Selbstbräuner und UV1000-Blocker aus einer Plastikpackung ein. Naja. Bis ich wieder einen Ökorappel kriege, die Welt retten will und dann auch ganz blass durch die Gegend laufe. Ignoriert mich dann einfach, ja?

Hast Du blassen, verheuschnupften Vater auf der Straße rumschlurfen sehen? Das war ich! Doch Du kannst mich mit einem Kaffee vor retten. Vielleicht bin ich dann nächste Woche wieder frisch genug für einen Post? Lassen wir uns überraschen!

+++ EIL +++ Diesen Sonntag findet die vierplus-Lesung in Stuttgart statt. Last Chance! +++

In der aktuellen Folge 3 von „Mit Kindern Leben“, reden Patricia und ich über Arbeitsteilung in der Familie. Ich will uns ja nicht selbst loben, aber wir sind nicht umsonst der weltbeste Elternpodcast Deutschlands. Nächsten Dienstag kommt übrigens schon Folge 4: Über Computerspiele.

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Kategorien: Montagspost

leitmedium

Parteiloser Postprivatier.

10 Kommentare

Jenny Mandian · 24. April 2018 um 11:21

hallo,

wie immer klasse und soooo lustig das wir wieder im Büro alle über deinen blog hier lachen!!! cooler Thermo-Becher 😉 und dann fragen wir uns gerade wie eure Kinder eigentlich heißen?

Wir bekommen bald eins und sind gerade noch auf der suche nach einem schönen name

Liebe Grüße aus Stuttgart

wir kommen natürlich auch am samstag

Jenny Mandian

glaskerze · 24. April 2018 um 17:25

Eventuell hätte ich ein Loslösen des Deckels mittels heißem Wasser für den Thermobehältrt und Eiswürfeln oben auf dem Deckel versucht..

Beim nächsten Mal dann ?

    leitmedium · 24. April 2018 um 19:37

    Ich hoffe natürlich, es gibt kein nächstes Mal – aber ich werde mich ggfls. dran erinnern 🙂

Robert · 24. April 2018 um 18:49

Ist ja jetzt überflüssig, aber vielleicht nächstes Mal: hast du es mit einer Saugglocke versucht?

    leitmedium · 24. April 2018 um 19:37

    Sowas habe ich leider nicht da. Ist das Geburts-Zubehör? 🙂

      Elawen · 24. April 2018 um 21:29

      Schnöde saugnapfhaken aus dem badzubehör oder diese bombenfesten klebehaken von tesa ??
      Wäre mein Versuch gewesen..

Pia · 24. April 2018 um 22:15

Ich biete in der Kategorie „Dinge in Dinge stecken“ einen Beitrag von meinem fast-zwei-Jährigen:
20cent Münze im Zigarettenanzünder !

Beim Starten des Motors verursache die bis dato unbemerkte Münze einen interessanten Blitz durch die Armaturen \_(x.0)_/

Silvie · 25. April 2018 um 9:23

Ahhhh…!! Ich lese heimlich im Büro und musste mich so zusammenreißen, nicht laut zu lachen, dass ich einen Schluckauf bekam…!!
Vorsatz für den nächsten Blogbeitrag: Ich lese ihn daheim 8) oder ich verschicke ihn an alle Kollegen per Rundmail, dass wir uns gemeinsam wegschmeißen… aber dann arbeitet ja gar keiner mehr?!

vierpluseins: Der alltägliche Wahnsinn mit Kindern vom Knäckebrot im Drucker bis Sonnencreme - Geborgen Wachsen · 24. April 2018 um 10:35

[…] Sicht auf unseren Familienalltag, immer wieder aus seiner humorvollen Perspektive. In dieser Woche schreibt er hier über den kleinen Sohn, der ständig Dinge in andere hinein steckt, den großen Sohn und seine […]

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