Ein ganz normaler Tag (mit drei Kindern)

Veröffentlicht von leitmedium am

Großfamilienleben, Selbständigkeit und diese vielen kleine Alltagsdinge. Heute war mal so ein Tag, der besser nicht zeigen konnte, wie alles etwas chaotisch zugeht und dann doch auch alles ist wie immer. Ich habe heute in der Schule der Tochter einen Programmierkurs gegeben, bin quer durch die Stadt gefahren und habe mich abends kurz wie ein Erwachsener gefühlt. Quasi ein 12von12 aber am 1.2. – sieht ja auch aus, wie eine 12!

6:15 Uhr Guten Morgen!

Wie jeden Schulwochentag quäle ich mich kurz nach sechs aus dem Bett, schleppe mich in die Küche, mache den Herd an, räume den Geschirrspüler aus und ein, koche Schulessen für die Tochter (heute schäle ich schnell anderthalb Kilo Kartoffeln, dann bleibt gleich für zu Hause Essen für Mittag und/oder Abendessen), mache das Frühstück und wecke alle, wobei ich mir die ein oder andere leichte Beschimpfung abhole. Ritual ist Ritual! In der Küche stapeln sich gerade die Biomülltüten. Seit wir endlich einen neuen Mülleimer haben, klappt es mit dem Mülltrennen super. Jeden Tag fällt ein Beutel Biomüll an. Muss nur auch jemand mit nach unten nehmen. Aber sieht ja auch hübsch aus

7:05 Frühstück

Kurz nach sieben sitzen alle beim Frühstück. Dann wird alles ein bisschen durcheinander, weil den Kindern auffällt, dass sie jetzt alle ins Bad wollen, es gibt eine Schlange im Flur und Schlangen im Flur enden nie gut.

7:50 Schule

Gerade so pünktlich bringe ich kurz vor acht die Tochter zur Schule und fahre weiter…

8:05 Kindergarten

… und bringe den Sohn in den Kindergarten. Koffein. Es ist Zeit für Koffein.

8:10 Café-Besuch Nummer 1

Ich habe mir ausgerechnet, dass ich bis 8:27 Zeit habe. Knaller. Ich hole mir einen Cappuccino und lasse mir am Thresen erzählen, wie das Ordnungsamt gerade in Berlin die Café-BesitzerInnen mit neuen Auflagen nervt. So ein Café will man ja auch nicht selber betreiben. (Ha, da habe ich mal drüber geschrieben)

8:45 Schule

Pünktlich zum Ende der ersten Stunde komme ich in der Schule an. Wir gehen in den Hort, ich baue auf und beginne mit Stunde Nummer 1

8:55 Stunde Nummer 1

In 45 Minuten erkläre ich zwölf DrittklässlerInnen, wie man programmiert. Das Buch da ist mein handschriftliches Programmierbuch von 1987. Da haben wir im Pionierheim noch die Programme mit der Hand vorgeschrieben, bevor sie auf den Robotron getippt und auf einer umfunktionierten Musik-Kassette gespeichert wurden. Dieser 30-sekündige Hinweis wird mir später von meiner Tochter als „Du hast die Hälfte der Stunde erzählt, wie es früher war“ ausgelegt, was wirklich nicht stimmt, aber ich glaube, es hat den Kindern Spaß gemacht. Jedes Kind hat mal einen Roboter gesteuert und selber an einem Programm mitgewirkt. Ich werde demnächst vielleicht mal aufschreiben, wie ich das strukturiert habe.

9:57 Cafébesuch Nummer 2

Ich habe eine Freistunde, ich Lehrkörper, ich. Ich eile in mein aktuelles Lieblingscafé, setze mich ans Fenster und beantworte ein paar E-Mails. Heute haben die meisten E-Mails damit zu tun, dass bei einer Firma E-Mails nicht ankamen. Das ist irgendwie lustig. E-Mailserver sind übrigens die Hölle. Niemand möchte einen eigenen E-Mailserver betreiben, da wird man nur angemault. Aber ist für einen guten Zweck!

11:00 Schulstunde Nummer 2

Noch einmal von vorn mit einer zweiten Gruppe klappt auch diese Unterrichtsstunde gut. Es ist spannend, wie unterschiedlich Gruppen auf die gleichen Inhalte reagieren. Auch die anwesenden Erwachsenen lernen ein bisschen was. Am Ende wissen wirklich alle, was so ein Programm eigentlich ist und können in Zukunft allein mit dem Roboter weiterarbeiten.

12:14 Zahnarzt

Von der Schule eile ich wie ein Wahnsinniger – unter Einhaltung der Verkehrsregeln! – Richtung fraumierau, die einen Prophylaxe-Termin hat. Sie hat den Babysohn eingehudert und stillt, während sie behandelt wird. Er weiß nicht so recht, ob er jetzt abgeholt werden will oder nicht. Aber doch, dann entscheidet er sich, dass Papas Arm vielleicht doch besser ist, als eingeklemmt gehudert in der Zahnarztpraxis rumzuhängen.

12:33 Italiener

Wir überlassen fraumierau der Zahnarztpraxis. Danach wird sie endlich mal wieder Klamotten kaufen fahren und am Buch weiterarbeiten und was sie sonst noch so macht. Ich glaube, viele denken, Bloggerinnen-Leben sehen so aus:

Oder so:

Na, jedenfalls bestellt der Babysohn einfach „Pizza Pizza“, weil das kann er schon sagen und wir warten und warten und wirklich sehr lange. Immerhin gibt es ein Malset, das natürlich nicht so richtig funktioniert, aber irgendwie schaffen wir es noch, rechtzeitig zu essen. Vom Restaurant aus verlängere ich permanent mein Parkticket, was mittlerweile ja endlich per Handy-App so halbwegs geht.

13:38 Schule

Ein bisschen zu spät hole ich die Tochter von der Schule ab. Ich stehe immer wieder stauend vor diesen „Lockern“, von denen ich früher dachte, dass es sie nur in den USA bzw. in US-amerikanischen Filmen gibt.

13:50 Buchladen

Auf einen Tipp der sehr geschätzten Foodfotografin Claudia Gödke habe ich mir das vegetarische Krautkopf-Kochbuch bestellt. Natürlich über den lokalen Buchhandel, weil sonst wird die Welt ja nicht besser. Also genau genommen online in den Buchladen bestellt. Muss man dann nur schnell so etwas wild parken, den Kindern sagen, dass sie niemandem das Auto von innen aufmachen sollen, in den Buchladen hetzen, sagen, dass man ein Buch bestellt hat, die EC-Karte zücken (weil online bezahlen natürlich nicht geht, was mich tierisch nervt) und dann legen sie mir ein kleines Heftchen hin, auf dem „Paris“ steht. Ich gucke etwas irritiert, weil ich ein großes, hübsches Kochbuch erwarte und verleihe meiner Verwunderung Ausdruck. Ja, aber da würde halt mein Name drauf stehen, teilt man mir mit. Kurz bereue ich, den Scheiß nicht einfach nach Hause geliefert zu lassen haben (ist das richtige Zeitform) und ekrläre dann sehr freundlich, dass ich wirklich kein Paris-Buch… und… also ich hätte auch die Bestätigungs-E-Mail. Ja, vielleicht hätte ich ja Glück und sie hätten das Buch ja trotzdem da. So aus Zufall. Ich beiße innerlich auf Holz, habe aber „Glück“, bezahle und flitzezurück zum Auto.

14:15 Espresso-Laden und Café Nummer 3

Wir fahren zu einem Espresso-Laden, der auch Espresso-Maschinen repariert. Da wir nur etwas weiter weg parken können, muss die Tochter die Espressomaschine schleppen, während ich den Babysohn in seiner aktuell nicht gerade einfachen NEIN!-Phase die Straße entlang komplimentiere/trage/schiebe. Im Laden angekommen erklärt man uns, dass der Reparateur gerade Urlaub habe und das jetzt schon mal ein, zwei Wochen dauern werde. So lange kommen wir natürlich nicht ohne aus. Also trinke ich schnell einen Espresso Macchiato und wir nehmen die Maschine wieder mit. Schließlich hat sie nur ein kleines Leck. Kein Grund für eine Woche Verzicht!

14:35 Kindergarten

Ich sammle den großen Sohn im Kindergarten auf. Im Auto finden alle drei, dass sie gerade sterben vor Hunger. Im Kinderladen stand Kuchen, ich hatte zwei Stück mitgenommen. Es war Mohnkuchen und jetzt haben die Kinder alle Brechanfälle. Gottseidank habe ich beim Italiener den Rest „Pizza Pizza“ einpacken lassen.

 

15:37 Kochladen

In einer Tasche habe ich letztens zwei Gutscheine für so einen Laden gefunden, bei dem man die Zutaten für ein Rezept einpackt. Die Kinder LIEBEN Gutscheine, also lasse ich sie die Essen aussuchen. Immerhin zwei mal zwei Gänge für jeweils zwei Personen. Mit diversen Tüten bepackt geht es zurück zum Auto…

16:05 Spielplatz

… das wir nur als Kühlschrank benutzen und weiter zum Spielplatz laufen. Da philosophiere ich wieder drüber, wie unglaublich dämlich wir Menschen sind, dass jede Familie ihr eigenes Sandspielzeug hat. Da schleppen wir ständig diese blöden Plastikteile durch die Gegend, nur weil… wir Angst haben, dass jemand sie wegnimmt, weil derjenige ja auch nur Angst, dass jemand seine wegnimmt. Man stelle sich mal den Berg an Sandspielzeug pro Spielplatz vor, den man aus dem jeweilgien Einzugsgebiet bauen könnte. Naja, gut fürs Bruttoinlandsprodukt. Ok, das sind wir Eltern ja eh.

17:05 Spielplatz

Ein Kind muss zu einem Termin und es geht nochmal auf den Spielplatz. Ich hasse Spielplätze. Ich weiß, ich habe das schon mal gesagt, aber ich fürchte mich schon vorm kommenden Sommer, wenn man da wieder hinmuss. Vielleicht habe ich ja Glück und irgendeine Studie belegt irgendwie, dass Spielplätze gefährlich sind. Ich zahle für diese Studie!

18:22 zu Hause

Wir sind nach langer Fahrt wieder zu Hause. Die Kinder kriechen auf dem Zahnfleisch und ich erst. Ich übergebe die Kinder an fraumierau und erkläre meine Familienzugehörigkeit für diesen Tag für offiziell beendet. Ich würde jetzt zu einer Lesung gehen und möchte nicht angerufen werden. Nein, auch nicht, wenn es brennt.

19:15 Lesung

Ich bin auf der Lesung des Buchs „Dunkle Zahlen„. Hier sitzen so Menschen, die 19 Uhr wochentags Zeit haben, auf Lesungen zu gehen. Ok, wie ich. Aber das zählt nicht. Ganz kurz fühle ich mich wie ein erwachsener Mensch. Ich kaufe mir nach der Lesung ein Buch und überlege, ob ich wohl jemals die Zeit haben werde, es wenigstens aus der Einschweißfolie zu nehmen.

20:30 zu Hause

Ich fahre wieder heim, da niemand da ist, den ich kenne. In meiner Vorstellung komme ich nach Hause und schreibe mal ausnahmsweise nichts, sondern haue mich mit Netflix aufs Sofa. Ich schließe die Tür auf, drei Kinder kommen angesprungen.

Ich küsse den Kindern auf den Kopf, knutsche kurz fraumierau, setze mich aufs Sofa und starre vor mich hin. War doch eigentlich ganz gut, der Tag! Aber morgen habe ich wieder Bürotag. Auch nicht übel. Einfach so dasitzen. Hui!

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3 Kommentare

patsbin · 2. Februar 2018 um 12:09

Wirklich ein tolles Kochbuch. Den Blog kann ich auch sehr empfehlen: http://kraut-kopf.de/

Und: Ja, bitte mehr Infos zu der Programmierstunde.

Elter · 17. Februar 2018 um 14:15

hi,
Was haltet ihr von einem Bokashi-Eimer?
Schönes Wochenende!

Da Na · 26. Februar 2018 um 8:27

Auf dem Baumspielplatz am Ende der Bänsch gibt es eine große Kiste mit massenhaft Buddelspielzeug drin. Sollte es überall geben.

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