Über Hamburg, Hotel-Escapaden, Urlaub ohne Internet, Kindersitz-Panzer und den Geruch von Waschmittel

Veröffentlicht von leitmedium am

(Fast) jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie.

Ein Wort, das mit „Kröte“ beginnt?

„Schildkröte!“, sagt sie mit einem Siegeslächeln. Wir sitzen in Hamburg in einem Restaurant und überbrücken mit den Kindern mit Spielen die Wartezeit. Heute: Das Schlangenwort-Spiel. Jemand nennt ein zusammengesetztes Nomen, der Nächste, muss eines nennen, das mit dem hinteren Nomen des letzten Wortes anfängt. „Schildkröte… Schildkröte…“, überlege ich laut. „Mir fällt kein Wort ein, das mit Kröte anfängt.“ Ich werde ein wenig mitleidig von der Familie angeguckt. Leise Buhrufe sind zwar nicht hör-, aber spürbar. „Ich ich ich!“, meldet sich eines der Kinder. „KRÖTENPENIS!“ platzt es heraus. Kurz ist Stille im Restaurant. Diese zwei-Sekunden-Stille. Dann prustet und hüstelt es im Saal und wir spielen ein anderes Spiel weiter. Ich überlege, ob Krötenpenis nicht sowas wie Schwanzhund ist. Aber wahrscheinlich ist einfach mein Wortschatz zu klein.

Hamburg!

Überhaupt: Hamburg. Wir sind verreist. Yay. Große Sache. Ich habe zwei Aufzeichnungen für meinen Podcast Leitmotiv in der Stadt organisiert. Das letzte Mal als wir in Hamburg waren, ging während einer Konferenzübernachtung etwas mit dem Hotel schief und als Wiedergutmachung lud man uns ein, im selben Hotel noch einmal übernachten. Ich bin ja nicht so der 5-Sterne-Hotel-Typ, aber der Rest der Familie offenbar schon, also verbanden wir meine Termine mit einem Miniurlaub und fuhren her. Während fraumierau weise mit dem Babysohn mit dem Zug unterwegs war, düste ich mit den großen Kindern mit dem Auto. Fünf Stunden lang, denn natürlich musste es der Stau des Jahres werden. Immerhin wissen die Kinder jetzt, wie man „Rettungsgasse bilden!“ aus dem offenen Fenster brüllt.

Hotel

Im Hotel musste ich sehr oft „nein, danke“ sagen, als ständig Menschen unsere Koffer tragen wollten. In so teuren Hotels fühlt man sich ja immer ein wenig schäbig und überlegt krampfhaft, wem man alles Trinkgeld geben muss und wie viel und wie man das umschiffen kann. Im Hotelzimmer angekommen habe ich mir erstmal eine Beule und ein schlechtes Selbstwertgefühl geholt, weil ich mir im Bad den Kopf an der Duschkabine gestoßen habe. Die Scheibe war einfach so sauber, dass ich sie nicht gesehen habe. Die Kinder fanden es lustig und noch lustiger fanden sie, dass man ja von unten ins Bad spähen konnte! Es ist wirklich sehr entspannt, wenn man auf die Toilette geht und sich ein Kind nach dem anderen auf dem Fußboden liegend die Nase plattdrückt, um reinzuspähen.

Kaum war die Badezimmertür offen, war der Babysohn im siebten Himmel, weil er ja so gern mit Wasser spielt – und es da eines dieser Fuß-(oder-Po?!)-Duschen-Becken gab, das genau auf seiner Höhe ist. Fünf Minuten später musste ich die erste Verstopfung entfernen, denn die Hygienebeutel- und Abschminktücher-Spender waren leider auch sehr niedrig angebracht. Und dann erst fiel mir der weiße Fußbodenbelag im Zimmer auf und mein vorab gegebenes Versprechen, dass die Kinder noch die Tüte Kirschen essen dürfen. Vielleicht wüten ja Rockstars auch nur im Hotelzimmer, um peinliche Flecken und verstopfte Becken zu vertuschen?

Wo ist der Babysohn?!

Im Hotelzimmer war sonst wieder „Wo ist eigentlich der Babysohn?!“-Zeit. Der hat zur Zeit ein unheimlich unpraktisches Hobby: Er klettert in alles rein. Das ist in einem Zimmer ja noch ganz okay, wenn man ihn dann unterm Fernseher entdeckt…

… wird aber kritischer, wenn man ihn dann dabei erwischt, wie er sich gerade in einem Tresor einschließt.

Er heißt übrigens nicht Jasmin. Nur fürs Protokoll.

Urlaub ohne Internet

Während wir jedenfalls hier so durch Hamburg schlumpfen, schicken uns verschiedene FreundInnen ihre Urlaubsnachrichten, die häufig so beginnen „Haben hier kein Netz…“. Ich muss an dieser Stelle klar feststellen: Kein Netz, kein Urlaub! Weil im Urlaub ist das Internet abends nämlich so urlaubig. Da macht man dann Magic Cleaning mit der Inbox (alles markieren => archiveren) und liest die vielen Blogposts, die man auf die Lesen!-Liste getan hat.

Jammerjammer

Natürlich stellt sich dann raus, dass die meisten dann doch dasselbe schreiben. Zur Zeit zum Beispiel Rumgejammer darüber, wie blöd das Leben ist und dass Blogs alle doof sind, junge InstagrammerInnen sowieso, und man jetzt mal endlich schreiben soll, wie es so real im Leben ist. Das ist witzig, weil sich Rapper bei Rap-Battles auch immer vorwerfen, sie seien Fake. Was im Hiphop funktioniert, muss auf Blogs ja auch gehen! Also: Wenn Ihr nicht wisst, was Ihr schreiben sollt, aber ein Blog haben wollt: Einfach Rumjammern und die Welt für gemein und verlogen erklären. Das ist dann deeper content und irgendwer bemitleidet einen immer. Ich zünde einfach weiterhin eine Kerze auf meinem verlogenen Frühstückstisch mit den Scheiß Obsttellern und dem verfickten Mozzarella an.

Der Geruch von Waschmittel

Unsere Waschmaschine war ja letztens kaputt. Und ich muss da noch ein Erlebnis teilen. Also ich lege mich abends ins Bett und denke „wow, riecht das hier gut!“. Ich räkle mich so hin und her und schnuppere am Laken und am Bettzeug und frage fraumierau, warum das so gut rieche. Ja, na … Ich hätte das doch im Waschsalon gewaschen, sagt sie. Und da fällt es mir ein: Im Waschsalon war das Waschmittel inklusive. So Chemozeug aus dem 10kg-Paket. Es roch so gut. Jetzt überlege ich, wie ich mein Bettzeug immer heimlich in moralisch verwerflichem Waschmittel waschen kann, damit ich wenigstens die kleine Freude des Chemo-Geruchs von Wäsche mit dem Rest der Gesellschaft teilen kann. Aber leider sind eine neue Waschmaschine und große Vorräte Baum-glücklichmachender Waschmittel da. Die sind auch toll. Aber vielleicht eine kleine Ausnahme für Bettwäsche? Geht das, Karma?

Unser neuer Panzer

Dafür nehme ich dann auch das mit den Kindersitzen hin. Der Babysohn ist seiner Schale entwachsen und wir brauchten dringend einen neuen Sitz. Irgendwelche Gesetze haben sich verändert und man braucht jetzt „Reboarder“ oder so. Jedenfalls kam fraumierau mit einem neuen Sitz an und meinte, ich könne jetzt leider den rechten Außenspiegel nicht mehr sehen. Das stimmt, denn leider hat sie keinen Kindersitz, sondern einen Panzer gekauft.

Für diese neuen Kindersitze kauft man nämlich am besten noch ein neues Auto dazu. Wahrscheinlich wurden SUVs dafür erfunden. Dann wird auch die Dauerbelehrung der Autokindersitz-Verkäuferin erträglicher, die ermahnt, dass man schon früher hätte kommen sollen und dass der Sitz bloß nicht da stehen darf, wo unten ein Fach im Boden des Auto ist und überhaupt. Sicherheit verkauft sich ja immer hervorragend über Angst. Wir waren mal auf einer Messe, wo ein Verkäufer uns ein Kinderlaufrad andrehen wollte und dazu immer hektisch den Lenker rumriss und schrie „SEHEN SIE, BEI ANDEREN RÄDERN KANN SICH DER LENKER 360° DREHEN – UNSERER HAT EINE SICHERHEITSSPERRE!“. Als ich keine versteckte Kamera fand, verließen wir den Mann mit dem hochroten Kopf und kauften zur Sicherheit lieber gar nichts. Achso, bevor ich vergesse: Wenn Euch mal die Lust an Impfdiskusionen ausgeht: Einfach mal in ein Eltern-Forum posten, dass Ihr keinen Reboarder-Kindersitz habt. Da werdet Ihr sofort in die Mangel genommen. Ihr verantwortungslosen Menschen, die Ihr auch nicht versteht, dass die Kondensstreifen am Himmel was mit unseren Gehirnen machen!

Neues aus Ihrer Woche – seine Woche

Ich gucke ja regelmäßig die Instagram-Stories von fraumierau, um zu erfahren, wie sie so den Alltag erlebt. Gestern fuhr sie ja mit dem Zug. Ich sah folgende Stories:

  1. „Hallo Ihr Lieben. Ich bin gerade auf dem Weg zum Zug. Ich habe keine Sitzplatzreservierung!“
  2. „Jetzt bin ich am Bahnhof. Ob ich im Zug einen Sitzplatz ohne Sitzplatzreservierung bekommen werde?“
  3. „Ich bin im Zug und habe einen Sitzplatz ohne Sitzplatzreservierung bekommen!“

Ich schwöre, sie hat dreimal „Sitzplatzreservierung“ gesagt, die kleine Beamtentochter. Da hätte ich sie gleich nochmal heiraten können. Sie fand auch, ich sei schuld, weil ich das Ticket nicht gekauft habe. Das konnte ich leider nicht, weil bahn.de mal wieder nicht ging und der Twitter-Support fand, dass es für ihn aber doch ginge. Soso. Was jedenfalls fraumierau der Öffentlichkeit verheimlicht: Sie kaufte sich ein Ticket mit Bahncardrabatt und als dann der Kontrolleur kam, fiel ihr auf, dass ihre Bahncard abgelaufen war. Da ist sie ganz rot angelaufen und hat sich schnell schlafen gestellt und da ist der Schaffner dann leicht betreten weiter gegangen und jetzt ist die fraumierau nur knapp dem Gefängnis entgangen. Am Fehlkauf bin ich übrigens auch schuld.

Geburtstag

Nächsten Montag habe ich übrigens Geburtstag. Ihr könnt schon mal alle sparen, weil ich Euch dann eine furchtbar lange Amazon-Wunschliste präsentieren werde, die Ihr erst abarbeiten müsst, bevor ich hier überhaupt noch einen Handschlag mache. Ich mache das hier nämlich nicht zum Spaß. Und da die Agenturen alle nicht sehen, was für ein total authentischer Influencer ich bin und stattdessen durchtrainierte junge Hungerhaken buchen, müsst Ihr mich jetzt durchfüttern. Viel Spaß.

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Kategorien: Montagspost

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Parteiloser Postprivatier.

18 Kommentare

Klara · 1. August 2017 um 9:25

Penisbruch.

    Markus · 1. August 2017 um 11:12

    Bruchschokolade

      Vanessa · 1. August 2017 um 11:37

      Schokoladenbrunnen

        Marc · 1. August 2017 um 12:29

        Brunnenkresse

        Iulia · 1. August 2017 um 12:44

        Brunnenwasser

        Antje · 1. August 2017 um 13:05

        Brunnenkresse

        Waldgängerin · 2. August 2017 um 22:35

        Brunnenkresse

          Theresa · 3. August 2017 um 11:33

          Kressekopf

          Franziska · 6. August 2017 um 7:47

          Kopfschmerz

          Birgit · 8. August 2017 um 6:21

          Schmerzattacke

Turtle · 1. August 2017 um 10:10

Krötenwanderung

fraurage · 1. August 2017 um 10:53

krötensuppe.

zum thema kindersitz: ich durfte letztens wie früher im kofferraum eines autos mitfahren. es war der hammer!

Angelika · 1. August 2017 um 10:53

Ich wusste gar nicht, dass deine Frau Karma heißt :-).

Tolles Blog, ich freue mich jede Woche neu über deine Artikel. Das ist wirklich real life und so köstlich humorvoll beschrieben.

Liebe Grüße aus dem Burgenland
Angelika

Neeva · 1. August 2017 um 12:41

Der neueste heiße Scheiß im Waschmittelregal ist übrigens Wäscheparfüm. So als Ergänzung zum Baum glücklich machenden Waschmittel… 🙂

Oder gleich zurück zu den Wurzeln und die Wäsche mit Duftwasser besprengen. Lavendel oder Melisse waren da früher ganz beliebt.

Frauerr · 1. August 2017 um 13:34

Ich habe zwar einen Reboarder und halte mich bei Impfdiskussionen schön raus, betreibe aber neuerdings auch einen Muddi-blog, der aufgrund der – ich zitiere –
„hipsterhaftigkeit“ schon in einem Mami-Forum gehated wurde. Verstehe ich gar nicht, schließlich war doch mein Ansinnen, von jedermann im Internet geliebt zu werden ?
Vielleicht magst du ja mal reinlesen, wenn dich meine Anglizismen-liebende Ghettohaftigkeit nicht abschreckt. Liebe Grüße, Frauerr von thestruggleisreal31.blogspot.de

Juli · 1. August 2017 um 15:27

hihi

Elter · 1. August 2017 um 22:49

..da hört man ja gar nicht mehr auf mit Loriot.. ^^

Sabrina · 2. August 2017 um 9:32

Ich mag deine follower. Die spielen immer gleich mit. ? Die Witze aus den letzten Kommentaren kamen hier auch schon super an. Wunderbar. Hier machen sogar mal die Komentare Spaß!

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