Über nicht-so-schlimm-bio-Schmutz, High-Tech-Wasser, eklige Aloe vera, Zauberspray, Star Wars und Bambi

Veröffentlicht von leitmedium am

(Fast) jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie.

Ist bio!

„Duhu, wie macht man eigentlich den Fernseher sauber?“, fragt sie aus dem Nebenzimmer. Da stimmt was nicht. Wir machen ja fast nie irgendwas sauber und den Fernseher schon gar nicht. (Also natürlich haben wir als medienkritische Öko-Familie gar keinen Fernseher oder andere Bildschirme. Die sind nämlich so schlimm, wie Weizen, Zucker und nicht-mineralische Sonnencreme zusammen. Aber wenn wir einen hätten, dann hätte sie das jetzt gefragt.) „Ich… weiß nicht… wieso?“, antworte ich zaghaft. „Ach, der Babysohn hat ihn mit Lippenstift beschmiert“. Mein Brummen ist wohl durch die Wohnung zu hören. Es gibt einen Moment der Stille. „Macht aber nichts, ist bio!“, schallt es fröhlich zurück.

Andere Eltern…

„Ist aber bio“ werde ich mir merken. Damit lässt sich ja so einiges abwiegeln. Wie auf dem Spielplatz, als der leicht verplante Vater unsere Kinder mit seiner kleinen Tochter hat spielen und essen teilen lassen. Und irgendwann meinte, dass er nicht nach Hause wolle, weile seine Frau Magen-Darm habe. JA DANKE FÜRS BESCHEID GEBEN! Oder, um es mit Monty Python zu sagen:

Und was man denn da mache, wenn das Kind es bekomme? Die ehrliche Antwort „Na, aufwischen“ schien ihm nicht so recht weiterzuhelfen. Auch Beteuerungen, dass man das mit drei Kindern auch schon überstanden habe, konnten nicht beruhigen. Das sei ja schrecklich! Was man denn gegen den Flüssigkeitsverlust tun könne. Na, trinken? Der arme Mann war am Rande seiner Nerven und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Werde es das nächste Mal einfach mit ruhiger Stimme und „Einfach aufwischen – ist bio!“ probieren.

Natur mit Wasser

Zum Aufwischen kam letzte Woche eine Probe per Post. fraumierau kriegt ja ständig unaufgefordert so Schnickschnack zugeschickt. Ich hole die Pakete dann leicht missmutig (schreibt man das mit einem oder mit zwei „s“?) bei den Nachbarn ab. Außer bei der Pömpel-Nachbarin. Da darf ich nämlich nicht mehr hin.  Also man packt dann so den Kram aus und manchmal denkt man sich „Ach, wie schön“. Wie letztens, als so ein wirklich liebevolles Kinderbuch im Eigenverlag ankam. Und manchmal denkt man sich auch „Wo ist die versteckte Kamera?“. Zum Beispiel, wenn man chemiefreie Babyfeuchttücher auspackt, die, oh Wunder des wissenschaftlichen Fortschritts, mit 99,9% Wasser befeuchtet wurden. Man hat nämlich rausgefunden, dass das besonders verträglich für Babys Haut ist. No shit, Sherlock! Jetzt kann man also online Tücher mit Wasser bestellen. Bestimmt sind sie auch voll ökobio, weil ist ja nur Papier und Wasser. Was hat sich fraumierau aufgeregt. Irgendwann nehme ich das mal heimlich auf und veröffentliche es als Wikipedia-Eintrag für „Schimpfen wie ein Rohrspatz“.

Aloe vera

Aber ich muss ehrlich zugeben, dass es hier zu Hause auch merkwürdige Kosmetik-Artikel gibt. Regelmäßig kauft fraumierau ein Aloe-vera-Blatt. Das erinnert mich immer an das Adventure „Day of the Tentacle“ – kennt Ihr das noch?

Da liegt dann tagelang so ein grünes Blatt in der Küche und glibbert vor sich hin. Habt Ihr das schon mal angefasst? Dann wisst Ihr, warum es gut ist, dass das besser gleich verarbeitet wird. Das ist so schleimig-fest-kalt-bäh. Und es läuft langsam aus. Ein Blatt, das ausläuft. Das kann nicht richtig sein. Auf die Frage, was man denn eigentlich damit mache, wurde mir empfohlen, mich doch damit einzuschmieren. Wahrscheinlich meint sie meine schwere Akne, die mir vor Jahren diagnostiziert wurde, die ich aber noch nie gesehen habe. Also nicht sehen konnte. Ich frage mich, ob irgendwo in einem fernen Land kichernd Aloe-vera-Blätter als Unkraut entfernt werden und man dann so redet „Stell Dir vor, die kaufen die Blätter!“

Zauberspray

Immerhin stellen wir noch kein „Zauberspray“ her. Letztens las ich über selbst gemachtes Antiläusemittel mit ätherischen Ölen und ein bisschen Glitzerzeug drin. Fürs Gefühl. Man wisse jetzt auch nicht, ob es gegen die Läuse geholfen habe? Aber sie sind weg. So Gesundheitstipps in Blogs sind ja oft auch ein wenig lustig. Meine geheime Zauberspray-Tinktur gegen Läuse ist: Zucker und Weizen (damit die Läuse verdummen) und etwas Eigenurin, aber D20. Wenn ich Laus wäre, würde ich das Weite suchen. Muss man eigentlich was gelernt haben, um Gesundheitstipps zu schreiben? Also ich schreibe Euch demnächst einen Blogpost mit so niedlichen Fotos vor weißen Hintergrund und orakele ein wenig rum, dass es ja vielleicht gegen dies und das hilft oder auch nicht, aber es schadet auch nicht und wir gründen einen Alchemie-Zirkel.

Stratschatella!

Ich war heute Eis essen und hatte das Vergnügen, dass vor mir eine Kindergartengruppe nebst Erzieherinnen in der Schlange stand. Jedes Kind durfte sich eine Kugel aussuchen. Die Gespräche gingen dann so: „Du musst was sagen, was Du möchtest!“ – „Stratschatella!“ – „Sag ‚Ich möchte eine Kugel Stracciatella mit Streuseln“ -„Stratschatella!“ – „Sag ‚Ich möchte bitte…‘“ – „Stratschatella“ – „Naja, sie können noch nicht alle gut deutsch…“. Ich habe überlegt, bei so viel pädagogischer Tiefenkenntnis von Sprachdidaktik kurz mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen, bis es aufhört, aber nach 19 Kugeln war der Spaß dann auch vorbei. Also richtig vorbei war er, als ich die Erzieherin verbesserte, da sie „ich möchte bitte“ vergessen hatte für ihre eigene Kugel. Sie hatte es offenbar nicht so mit dem Deutsch. Fand sie nicht lustig. Ich schon. Okay, die Kinder auch.

Star Wars

Ich muss jetzt noch ein heißes Eisen anschneiden, oder wie das heißt: Star Wars. Wenn man Kinder hat, ist früher oder später Star Wars Thema. Das kommt ganz automatisch mit Kita und Schule frei Haus. Nun reden die Kinder also viel über Star Wars, aber irgendwann beschleicht einen das Gefühl, dass die meisten Kinder nur vom Hörensagen davon wissen. Dann sind die eigenen Kinder auch nicht belehrbar, wenn man ihnen schonend beibringen möchte, dass es „Darth Vader“ und nicht „Star Fäider“ heißt. Nein, das hieße Star Fäider und man habe ja wohl keine Ahnung. Und die Yeti seien toll, die fliegen nämlich mit einem X-Falter. Jetzt bin ich selbst ja Star Trek sozialisiert, was zu regelmäßigen kulturellen Schockmomenten mit befreundeten Star Wars Vätern führt. Die haben dann so Devotionalien zu Hause und ich kann mich gar nicht für erwärmen. Aber die fraumierau offenbar schon. Die verwickelte die Kinder beim Abendessen in ein Gespräch, in welche Episode denn dies und jenes geschehe. Nicht, dass die Kinder das wüssten, aber fraumierau wusste etwas über Filme mit Raumschiffen! Ich fragte sie, warum sie denn die Star Wars Episoden kenne, aber nicht Kirk von Picard unterscheiden könne. Ja, ob denn Star Trek immer zeitgleich mit Friends im Fernsehen lief, vielleicht? Ja, vielleicht. Irgendwo läuft ja immer Friends.

Und die Kinder waren übrigens beim richtigen Star Wars gar nicht so interessiert. Wir waren letztens in einer Science-Fiction-Ausstellung. Dort wurden auch Szenen aus den Filmen gezeigt. Fanden die Kinder etwas öde. Nur fraumierau nicht, die draußen mit Baby stand und irgendwann anrief, dass sie gesehen hätte, dass die Ausstellung erst ab 13 sei und ich sofort rauskommen müsse mit den Kindern. Die fanden die nun posthum verbotene Ausstellung um so spannender. Aber Star Trek und Star Wars können sie trotz Hilfestellung immer noch nicht unterscheiden:

Bambi ist schuld

Wir pendeln oft zwischen Land und Stadt. Auf den Landstraßen muss man sehr vorsichtig fahren, denn es gibt oft Wildwechsel. Letztens musste ich eine Vollbremsung machen, um vor einem Reh stehenzubleiben. Ich doziere ein wenig altherrenväterlich über Sicherheit beim Fahren und wie hervorragend ich hier reagiert hätte und dass ich mal ein ADAC-Sicherheitstraining gemacht habe, als es von hinten fragt „Was ist ein Reh?“. Gefährliche Frage! Laut Internet ist nämlich Bambi schuld, dass wir Rehe und Hirsche verwechseln, bzw. denken, dass Rehe junge Hirsche sind. Hatte ich also gleich ein neues Thema zum Dozieren – wie man sich halt so wachhält am Steuer – nur leider hat bis auf fraumierau hier noch niemand Bambi gesehen. Und die fängt immer wenig zu weinen an, wenn der Filmtitel fällt, weil der sei doch so traurig. Scheint also erst ab 40+ freigegeben zu sein.

Und neu in der Kategorie, ihre Woche, seine Woche:

Sie gibt eine Online-Lesung ihres neuen Buches auf Facebook. Er befestigt während dessen das Telefon mit Küchengummis und Taschentüchern an einer Weinflasche (die wir übrigens nur zum Kochen haben, aber mir wurde mitgeteilt, dass es wirklich unverantwortlich ist, dass ich zwei Esslöffel Wein an die Tomatensauce mache. Weil die einen sind der festen Überzeugung, dass das verkocht, die anderen haben aber im Kreuzworträtsel von Spektrum der Wissenschaft – Kinderausgabe – mal eine Prozentzahl gelesen. Danke für so viele Meinungen, Internet!):

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Kategorien: Montagspost

leitmedium

Parteiloser Postprivatier.

21 Kommentare

Viviane · 30. Mai 2017 um 8:28

Hihi, ein Zauberspray gegen Läuse hat der Mann hier neulich auch zusammengerührt, und dann die Rosen damit eingenebelt. Da der Zauber hauptsächlich aus Sonnenblumenöl besteht, glänzen die Blätter jetzt wie in einer 80er Italo-Kitsch-Produktion, nur, dass hier keiner davor steht und singt. Außer dem Kind, aber das grölt gerade mit Vorliebe Kölsche Karnevalslieder und das ist alles andere als romantisch.
Aber blühen tun die Rosen jetzt immerhin!

    Turtle · 30. Mai 2017 um 10:14

    Jaja, diese Tipps aus dem Internet. „Sie haben Läuse am Kraut?“ „Sprühen Sie eine Emulsion aus Wasser und Öl!“ „Sprühen Sie Kernseifenlauge!“ Nur leider erwähnt nie einer, dass das nicht nur die Läuse plattmacht (also manchmal), sondern auch die Pflanzen wenn man Pech hat. Ich bin jetzt bei Niemsamenaufguss angekommen, das Zeug hilft tatsächlich und die Kräuter gehen nicht ein.

Christian · 30. Mai 2017 um 9:07

Star Fäider, ich lachte wissend! Gruß, ein Sturmtruppler.

Anselm · 30. Mai 2017 um 10:34

Ich hab noch eine Kinder-Star-Wars-Verballhornung: „Star Wurst“. Immer noch ein Brüller.

Nadine Funke · 30. Mai 2017 um 13:17

Ich bin 31 und kann Star wars noch immer nicht von Star Dreck ( 😀 ) unterscheiden.

Und da konnte deine Frau ernsthaft ernst bleiben bei deiner abenteuerlichen Konstruktion… respekt 😉

Tante Emma · 30. Mai 2017 um 14:36

Urin. D 20. Memo an mich: Hier nicht lesen und zeitgleich Kaffee trinken. So ne Tastatur ist echt mies zum Saubermachen.

Und bei der Erzieherin hätte ich meinen Schnabel auch nicht halten können!!

Steffi · 30. Mai 2017 um 16:53

Da wir hier zwei Damen haben, hält sich die Begeisterung f Star Wars / Trek, trotz genereller Sciencefictionbegeisterung, in Grenzen. Aber mit 3 bzw 6 Jahreb ist das eh noch nichts….

Dafür haben wir langsam den Disney-Prinzessinnen-Overkill, obwohl wir uns damals schwörteb, dass dies bei uns nicht so werden würde…öhm… aber da haben wir wohl die Rechnung ohne KiGa-Freunde, Buchgeschenke etc gemacht… „Die Prinzessinnen sind ja sooooo süß!“

Aber die Phasen kommen und gehen 🙂

LG Steffi

Kay · 30. Mai 2017 um 17:52

Hallo!
Danke für die regelmäßige Realitäts-Überprüfung der Idylle ?
In Sauerteigbrot ist auch Alkohol (der echte) drin. Und das soll jetzt keine Aufforderung sein das nicht mehr an seine Kinder zu verfüttern. In Orangensaft übrigens auch. (Bei allen Getränken unter 1 Prozent Alkoholgehalt muss das meiner Info nach nicht angegeben werden: dass Deine Soße diesen Wert übersteigt mag ich sehr bezweifeln.
Viele Grüße, Kay

Merle · 30. Mai 2017 um 18:16

Oh ja, die Frage warum es eigentlich keine Mini Kirks und Picards für Kinder gibt hab ich mir auch schon gestellt. Und mich mißmutig mit Star Wars Weder (so heißt der hier) arrangiert.

lablusmi · 30. Mai 2017 um 20:32

Ich habe tagelang gegrübelt was meine Kinder mit „Star Fäider“ meinten, als ich sie eines Tages vom Kindergarten abholte. Jetzt bin ich beeindruckt, wie weit diese spezielle Aussprache verbreitet ist 🙂

JennyimWesten · 30. Mai 2017 um 20:59

Aaah nicht wahr mit dem Wein. Genau deshalb hatte ich echt 5 mal überlegt ob ich die Frage überhaupt stelle. Mich hat nämlich eine verantwortungsbewusste Antwort interessiert und gleichzeitig wusste ich das ich damit, potentiell, komische Diskussionen lostrete. Es ist immer wieder zum schreien…

    leitmedium · 31. Mai 2017 um 0:04

    Oh nein, alles gut. Bitte die Text hier nicht nicht persönlich nehmen. Es ging eher um die vielen vielen Meinungen zu dem Thema 🙂

Alex · 31. Mai 2017 um 21:06

Ich freue mich schon auf Star Wars… wenn es doch schon so weit wäre. Hier ist immer noch Elsa von Frozen sehr angesagt – ohne dass irgendein Kind aus dem Kindergarten den Film gesehen hätte. Oder Feuerwehrmannshälm ( Feuerwehrmann Sam – schwieriger ging die Namensfindung nicht), scheinbar der Cousin von Bob, der Baumeister… nur mit Feuer.

Christine · 1. Juni 2017 um 11:48

Day oft the tentacle – wie cool! Also das Spiel, und auch, dass ich jetzt jedes Mal grinsen muss, wenn ich an unserer Aloe Vera vorbei laufe. 🙂

Kloppkopp · 3. Juni 2017 um 15:21

Eins frage ich mich immer bei der öko-panik-anti Konsumerei: was gehört jetzt zur „Chemie“ und wozu gehören die anderen Stoffe?
Ich wäre für eine Antwort dankbar! Das liegt mir schon lange auf der Seele.

Sandra · 3. Juni 2017 um 19:28

Haha! Dankeschön ? So viel hab ich schon lange nicht gelacht. Blöde Idee beim Stillen zu lesen. Mein Favorit: die Erzieherin ?

Jasmin · 1. Juli 2017 um 12:03

Hihi, bei uns liegt auch ein glibberndes Aloe Vera Blatt in der Küche rum. Mein Mann wundert sich auch regelmäßig, will es dann aber doch nicht zu genau wissen. Ich schmier mich mit dem „Geglibber“ ein. Is Bio ?

Mera · 2. Januar 2018 um 0:44

Bei uns heißt der „Star Weder“ und der Milleniumsfalke „Mielefannkung“. Zumindest beim Fünfjährigen. Die Achtjährige korrigiert ihren Bruder dann stets augenrollend ?

Über Muttermilch-Eiswürfel, heimliches Obst-Essen Trendsport Krabbeln, brüllende TipTois und verlorene Schuhe - vier plus eins · 24. Juli 2017 um 23:23

[…] apropos Dinge, die fehlen: Erinnert Ihr Euch an die Pömpel-Frau? Also die Nachbarin, der ich erst die Tür aufbrechen, ihr dann das Pömpeln verweigern musste, bis sie schließlich blutend vor der Tür stand? fraumierau hat ihr damals ja Anziehsachen gegeben […]

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