Über Töpfern, Patrick Swayze, verdächtige Stille, Luftballonfiguren, Bällebäder und mein eigenes Schrank-Fach!

Veröffentlicht von leitmedium am

(Fast) jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie.

Töpfern

Töpfern. Ob wir jetzt nicht alle töpfern wollen, fragt sie. Ich überlege, ob ich kurz nackt über die Straße renne vor Freude und mich aus Versehen von einem LKW überfahren lasse. Nein, doch gern, ich würde mich sehr freuen. Die Kinder sitzen erwartungsvoll am Tisch, fraumierau packt eine schmuddelige Tüte mit kaltem Ton auf den Tisch und dann sollen wir töpfern. Also dürfen wir. Können wir. Der Ton ist kalt, grau, hart und sieht mich erwartungsvoll an. Was ich denn töpfern solle. Na, was ich wolle! Wenn man es genau nehme, würde ich ja nicht töpfern WOLLEN. Sie wirft mir kurz einen dieser Blicke zu. Die Kinder kneten vergnügt vor sich hin.

Kaffee. Ich brauche einen Becher für Kaffee. Wie töpfert man das eigentlich? Ich fummle mit der kalten Masse rum, versuche, geometrische Figuren zurechtzustutzen. Ab und zu sehen die anderen zu mir rüber, schütteln leicht den Kopf und kichern. Während ich hier unbeholfen Platten zusammenzukleben versuche, machen sie so Würste, die sie stapeln. Woher wissen die eigentlich alle, wie das geht?

Dieses Foto wurde von fraumierau mit „Mein Mann bastelt sich einen Kaffeebecher“ untertitelt.

Ich schiebe eine kurze Hasskappe auf Patrick Swayze. Den ganzen Töpfer-Kram habe ich bestimmt ihm zu verdanken. Bzw. dieser Szene, in der sie da fast beim Töpfern vögeln und dann alle so: Ooooh wieeee schön ist Töpfern! Hui! 50 Shades of Ton.

Nun bin ich aber nicht Patrick Swayze, das kann man ja mal ganz ehrlich zugeben. Und in Wirklichkeit sieht es dann eben so aus:

Bei den Kindern ist Töpfern ja immer so eine Sache. Von Kinderhänden getöpferte Sachen sind vor allem: ein bisschen verkrumpelt und ein idealer Staubfänger, den man jahrelang in der Wohnung hin- und herräumt. Leider haben die Kinder statt völlig sinnloser Kunstobjekte Geschirr und eine Butterdose gemacht und ich befürchte, dass meine Instagram-Frühstücksbilder in Zukunft einen eher rustikalen „Ach, Deine Kinder haben das Geschirr gemacht? Das ist ja … toll!“-Touch bekommen. Vielleicht bringe ich die Kinder ja auf den Geschmack, ihre Arbeiten auf eBay zu Geld zu machen, um davon dann heimlich anderes Geschirr zu besorgen.

Schubladen

Wir brauchen auch eigentlich dringend Geschirr-Nachschub. Nach dem Geschirrspüler-Sturz vor ein paar Wochen fehlt es hier und da an Tellern, Gläsern und Kleinkram. Und außerdem kann der Babysohn seit kurzem überall ran. Er reißt jede Schublade auf, räumt sie aus, fegt Tische ab, kramt aus allen Ecken längst vergessene Dinge.  Es ist ja auch lustig mit anzusehen, wenn so eine kleine Hand in einer Schublade rumhangelt.

Normalerweise sieht man dieses Schauspiel nicht, sondern nur drei Minuten, nachdem man sich kurz umgedreht hat, eine völlig zerfledderte Wohnung. Man wird da auch ein klein wenig paranoid von, weil man sich nicht mehr traut, dem Kind den Rücken zuzudrehen. Und wenn man dann „Nein!“ sagt – mit emphatisch tiefer Stimme – gluckst einen so ein Honigkuchenpferd-Gesicht fröhlich an und denkt wohl „Ah, ein neues Spiel!“. Jedenfalls gehen bei diesen Expeditionen ins Wohnungsland diverse Geschirrstücke kaputt, Reis- und Mehlpackungen werden verteilt und man entwickelt eine durchaus berechtigte Angst vor diesen stillen Momenten in der Wohnung.

Luftballonfiguren

Seit gestern sind wir auf der re:publica. Ich verkneife mir an dieser Stelle mein regelmäßiges Gejammer über Freud und Leid mit Kindern auf Konferenzen. Da habe ich schon genug drüber geschrieben und ich sag mal so: Immerhin sind die Steckdosen im Spielbereich diesmal abgeklebt. Aber auf einer Messe gibt es natürlich auch viel anderes zu entdecken. Oft sind Stände ja mit so Give-aways ausgestattet, die auch Kinder anziehen. Zum Beispiel der „Hier gibt es Luftballon-Figuren-Stand“. Kaum hatten wir das Messegelände betreten, riefen die Kinder „Oh, es gibt Luftballons“. Nein, ich muss ehrlich sein, es war eigentlich fraumierau. Die freut sich nämlich wie ein Schneemann über Luftballons. Außer letztens auf dem Potsdamer Platz, wo sie erfuhr, dass Helium-Luftballons ja zehn Euro kosten und das seien ja zwanzig Mark und was das denn solle und das solle ich nicht lustig im Blog schreiben, weil das ja wohl ein ernsthaftes Thema sei, was alle angehe.

Bevor hier aber die Alternative für Luftballons gegründet wird, muss ich die Gelegenheit nutzen und unterstreichen, wie unheimlich gruslig ich diese Figuren-Luftballons und vor allem die Luftballonfiguren-Macher finde. Da stehen dann so erwachsene Menschen, haben quietschende Luftballons unter den Fingern und kneten so bescheuert aussehende Luftballon-Hunde. For a living. Wahrscheinlich bringe ich jetzt die Luftballonfigurenlobby gegen mich auf, aber dass Stephen King in Es einen Clown und nicht einen Luftballonfigurenformer gewählt hat, ist sicher nur ein ganz knapper Zufall gewesen.

Bällebäder

Noch grusliger als Luftballon-Menschen aber sind: Erwachsene, die sich im Kinderbereich im Bällebad tummeln. Ich hatte gehofft, die Bällebad-Ära ginge mit einer gewissen Partei zu Ende. Aber leider scheint es eine magische Anziehungskraft dieser Plastikplanschbecken gefüllt mit bunten Bällchen zu geben, so dass Du mit Deinen drei Kindern im Kinderbereich ankommst und ein Rudel Menschen 30+ blöd kichernd im Bällebad sitzt und sich entweder verwegen oder witzig findet. Noch blöder ist es eigentlich nur, wenn Du es auf einem Messestand wagst, Deine Kinder kurz ins falsche Bällebad zu setzen. Weil das ist das Bällebad für Erwachsene. Ha! DAS IST FÜR SELFIES. So lustige „ich springe ins Bällebad“-Selfies. Bitte räumt mal die Kinder weg. Ich glaube, das sind einfach Momente, in denen den Bällebad-Inhabern durch die bloße Anwesenheit von Kindern bewusst wird, was sie da eigentlich Bescheuertes tun und dadurch müssen die Kinder weg, weil dann fühlt es sich nicht mehr ganz so peinlich an.

Umräumen

Ich schreibe diese Zeilen im Schlafzimmer zwischen Kisten. fraumierau hat am Wochenende nämlich die magischen Worte „Gehst Du kurz raus mit den Kindern, ich räume die Wohnung etwas um. Es wird Dir gefallen!“ gesprochen. Als ich wiederkam, war das Büro ein Kinderzimmer, ich hatte keinen Schreibtisch mehr, mir angeblich nicht mehr passende Sachen waren in Beuteln verschwunden und ein wenig nach Apokalypse sah es auch aus.

Mir wurde dafür feierlich verkündet, dass ich jetzt auch ein Fach im Schrank hätte. Das muss auch wirklich gewürdigt werden. Nachdem wir nun 11 Jahre zusammen sind, bekomme ich ein Fach im Kleiderschrank. Ein eigenes! Natürlich könnte man einwenden, dass mein Kleider-Regal mit mehreren Etagen gleich drei mal so viel Platz bot. Aber es geht ja um die Geste. Die Geste wurde mir aber auch ein wenig suspekt, als mir mitgeteilt wurde, dass wir Erwachsenen jetzt ein gemeinsames Sockenfach hätten. Ich habe nämlich letzte Woche von einer lieben Leserin ein Überlebenspaket Socken zugeschickt bekommen (Danke, Jennifer!). Nun haben die Socken Größe 43-46. Ich habe Größe 46 und zufällig hat fraumierau 43. Na sowas! Da kann man doch Synergien schaffen!

Mir wurde nun jedenfalls ein Schreibtisch im Schlafzimmer zugewiesen.

Und neu in der Kategorie ihre Woche – seine Woche:

Ihre Woche – leider ohne Bild: Sie hat ihn in ihr Lieblingsfrühstückrestaurant eingeladen und dort genüsslich Pancakes verspeist.

Er wunderte sich sehr über das in der Spielecke angebotene Spielzeug. Also… Ist das da richtig?

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Kategorien: Montagspost

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Parteiloser Postprivatier.

10 Kommentare

Marcy · 9. Mai 2017 um 8:32

Diese Momente, sich lieber nackt auf der Straße von einem LKW überfahren zu lassen- wer kennt sie nicht?! =) Ich wünschte, ich könnte was geistreicheres schreiben, als dass Du einfach saulustig schreibst. Mein Highlight am Montag (oder eben auch mal Dienstag).
Sonnige Grüße,Marcy

Heike W. aus LIP · 9. Mai 2017 um 9:24

Herzlichen Glückwunsch zum eigenen Fach im Kleiderschrank!

Mama.wutz · 9. Mai 2017 um 10:11

Wieder herzlich gelacht! Vielen Dank. Wenn auch das Kopfkino sehr verstörend war diesmal. Erst du nackig auf der Straße, dann die Sauerei mit dem LKW-Unfall, dicht gefolgt vom Uuuuiii-Flutsch-Swayze und jetzt am Ende dieses Bild von Spielzeug (-vielleicht war die Spielecke ja gar nicht für Kinder gedacht?).

So. Und da ich gerade auch einen dieser stillen Momente habe, geh ich mal lieber gucken, was Kind Nr. 2 gerade so entzückend schweigen lässt.

Ina · 9. Mai 2017 um 10:33

Wie immer unterhaltsam! Jaja das Töpfern, ich hasse es, war aber in der Waldorfschule und da mussten wir da durch, in einer Töpferepoche hatte ich das „Glück“ eine Venenentzündung zu haben, da brauchte ich dann nix machen. Ich weiss noch einmal stand im Zeugnis , wir hatten einen Nautilus zu töpfern, Nautilus ist so ein merkwürdiges unter Wasser lebendes Tier der Familie der Kopffuessler, was eben ganz nett anzusehen ist, da stand dann sowas war etwas zögerlich im Umgang mit dem Ton, hat aber einen schönen Ansatzpunkt des Nautilus getöpfert, ja klar war ich zögerlich, dieser blöde Ton ist kalt und ich finde die Konsistenz sowas von unangenehm u. immer diese schmutzigen Finger dabei! Nee nee brauch ich nicht!
Eine schöne Woche wünscht aus Norwegen
Ina

Jessica Ritz · 9. Mai 2017 um 14:44

Lieben Dank für diesen Humor, versüßt mir den Tag!
Wir trafen am Wochenende einen Clown, der Luftballontiere knotete. 😉 Ich hätte als Kind wohl eher einen großen Bogen drum gemacht. Meine Kinder fanden ihn großartig. Von mir haben sie das ganz sicher nicht.

Steffi · 9. Mai 2017 um 20:35

Jaaaa, die stillen Momente…kleiner Auszug aus unserem Repertoire?
-Kind groß war im zarten Alter von 1,5 Jahren der Meinung, sich ANGEZOGEN mit guter Creme (= Penaten Wundschutzcreme) einzuschmieren, frau sei ja Wund
– Kind klein wollte unbedingt den Korkboden in seinem Zimmer pflegen – mit Körperlotion, die man sich unter Zuhilfebahmer des Haushaltstrittes und dem Beschwatzen der gr
Schwester vom obersten Regal im KiZimmer gepflückt hatte….

Eine schöne Woche wünsche ich euch!

Elter · 10. Mai 2017 um 10:29

die fehlende angabe der Schuhgröße hat mich bisher davon abgehalten ein sockenhonorar zu schicken.. 😀

jennifer-heart · 10. Mai 2017 um 17:43

Ich freue mich, dass die Socken gut angekommen sind und einen eigenen Platz im Kleiderschrank haben. 😉
Der Wochenrüblick ist wie immer sehr unterhaltsam!

Peh_Em_Jot · 11. Mai 2017 um 23:32

Über das Umräumen und die Zuweisung von Raum könnte ich einen eigenen Blog für anfangen. Da unterscheidet sich die Vorstellung, was ausreichend ist und was tatsächlich nötig wäre, sehr. Auch das hier oft zitierte Wort „Minimalismus“ fällt vermehrt. Immer wieder werde ich angesprochen und mir wird eine neue Möglichkeit eröffnet, die Wohnung noch „wohnlicher“ zu machen. Meist führt es dazu, dass ich Bücherraum hergeben und/oder weitere Gegenstände im Keller verschwinden lassen soll. Beim Einzug habe ich mich bereits von zwei Umzugkartons mit Büchern getrennt. Zuletzt ging es an unser Spiele-Hörbucherregal, dass für die Babykindsachen freigemacht werden sollte. Meine Aufgabe bestand darin, das Ausgeräumte mit der Tetrismethode zu verbauen. Spätestens jetzt ist der Keller derart verdichtet, das da nichts mehr reingeht. Ehrlich gesagt, habe ich Angst, was jetzt kommt…

12 von 12 im Mai 2017 - vier plus eins · 12. Mai 2017 um 22:00

[…] erst habe ich erklärt, wie gruselig ich diese Luftballonfiguren-MacherInnen finde. Nicht so gruselig, aber wirklich nervig finde ich die Seifenblasen-Leute. Dieses triefende Zeug, […]

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