Über Ostern, kaputte Geschirrspüler, Klapphandys, Reparatur-Skills und Namensfragen

Veröffentlicht von leitmedium am

(Fast) jeden Montag schreibt @leitmedium seine Gedanken zur letzten Woche mit und ohne Familie.

Ostern

Ostern war erfreulich ereignislos. So, das war der Wochenbericht. Nein, bleiben wir ernst, wie immer hier: Ich habe ja eine Liste, in der ich Blog-würdige Erlebnisse festhalte. Früher wollte ich immer schreiben und habe mir einen überteuerten Moleskine nach dem anderen gekauft, jetzt schreibe ich es in einen hässlichen Texteditor und es funktioniert. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls war Ostern nicht so viel los, was ich daran merkte, dass ich die „Montagsliste“ kaum öffnete und das ist auch mal schön. Dabei legte fraumierau gut vor mit der Besorgung der Oster-Süßigkeiten. Bzw.. mit dem Nicht-Besorgen, denn erst einmal wurden mir drakonische Strafen angedroht, sollte ich es wagen Lindt-Schokoosterhasen kaufen, weil Stiftung Ökofoodwatchgesundsirgendwastest mal gemessen hat, dass da zehn Hektoliter Diesel drin sind oder so. Ich habe vorgetragen, dass es doch eher darum gehe, sich strategisch an Gifte zu gewöhnen, wie es früher Königspaare mit Arsen taten, konnte damit aber nicht punkten. Auch nicht mit dem Hinweis, dass ich lieber durch einen Schokoosterhasen mit Glöckchen sterben wolle, als an einer harten, spaßfreien total fairen Bioschokolade zu ersticken. Ich Werbeopfer kaufte also heimlich vier Osterhasen, weil das Verbot musste umgangen werden. fraumierau für davon nichts ahnend in einen Schokoladenladen und ich hatte den Fehler gemacht, sie vorher nicht noch einmal mit Essen zu versorgen:

Note to myself: Ab jetzt fraumierau erst füttern und dann in den Schokoladen lassen. Das mit den heimlichen Osterhasen nahm sie mir ein wenig übel, erklärte sich aber bereit, nachsichtig zu sein, wenn ich sie rausrücken würde und sie sie alle konfiszieren könnte. Sie würde sich da opfern. Was man nicht alles für die Gesundheit der Kinder tue. Geborgen Schokolade klauen. Nächstes Jahr treffe ich mich heimlich mit anderen Mineralölschokoosterhasen-Essern und mache eine Selbsthilfegruppe auf „Recht auf ein Ostern mit Glöckchen!“.

Fußbodenheizung und Osternester

Die Osternester waren dieses Jahr im Haus versteckt. Das war auch fast perfekt, denn Osterhase hatte eigentlich nur vergessen, dass Fußbodenheizungen zwar den Pizzateig am Vortag schön fluffig werden ließen, so ein Beutel Schokoeier aber auch mal schnell Schlagseite bekommt über Nacht. Den Kindern kann man sowas ja dann als „Oh, toll,  äh… Schokoweicheier, das ist eine Spezialität“ verkaufen, aber das nächste Jahr wird doch lieber alles oberhalb Kniehöhe versteckt. Das erinnert mich dran, dass mir eine Freundin mal erzählte, dass ihre Eltern immer Bargeld in Scheinen als harte Reserve in der Wohnung versteckten, bis sie eines Tages feststellten, dass der Hamster sich daraus ein Nest gebaut hatte. Ach, a propos Pizza: Auf meine Frage, ob wir noch ein Nudelholz für den Pizzateig hätten, meinte fraumierau, ja, die Kinder hätten gerade eines zum Spielen bekommen. Zwei Minuten hielt die Freude an. Zwei Minuten:

Klapphandy

Ein wenig enttäuscht waren die Kinder, dass der Osterhase nicht der Weihnachtsmann ist. Mein Stiefvater scherzte ja immer „Pfingsten sind die Geschenke am geringsten“ und ich weiß nicht, ob so einen Spruch auch für Ostern gibt. Für dieses Ostern, teilten die Kinder mit, hatte man doch eher fest mit „einem funktionierenden Klapphandy“ gerechnet. Ich weiß auch nicht, warum, bin aber ganz froh, dass das überraschenderweise nicht geklappt hat und nicht noch mehr Anrufe in die Welt losgelassen werden. Dafür habe man aber den Osterhasen gesehen – und gestreichelt. Ehrlich! Auch wenn die Kinder schon groß sind, zweifeln sie ja doch noch, wie das nun ist mit der Welt und der Magie. Durch Bibi-Dumachstmichfertig-Blocksberg ist Zauberei Dauerthema, der Osterhase vielleicht keine Phantasie und es wird an neuen Magie-Fähigkeiten gearbeitet.  „Papa, ich habe einen neuen Hexspruch entwickelt! … Leider kann ich aber immer noch nicht zaubern.“, wurde mir erst letztens offenbart. Ich empfehle dann immer weiteres intensives üben. Wer weiß, vielleicht passiert ja doch noch etwas? Und: Wer hexen übt, macht nichts anderweitig Schlimmes. Immer die Vorteile sehen.

Danke für dieses grumpy Einhorn-Ei

Fortschritt

Dafür hat fraumierau sich zu Ostern fast ein neues Klapptelefon besorgt und endlich ihr völlig zerbrochenes iPhone ersetzt. Da sie tagsüber immer nicht zum Einrichten kam, nutzte sie dann abends die Zeit im Bett. Da schlafen dann die Kinder seelig geborgen ein und plötzlich ertönt es vom anderen Ende des Bettes „Hallo, Siri“ … „Mist“ … „Siri!“ … „nochmal…“. Dafür bin ich zuversichtlich, dass das neue Telefon vielleicht doch noch mal ein wenig Digitalisierung in unseren Alltag bringt. Wir haben da noch immer so unsere Kommunikationsschwierigkeiten. Vor allem, wenn es um Kalender geht. Ich halte es ja für eine Superkraft von fraumierau, dass sie es geschafft hatte, dass ihr altes iPhone sieben Minuten nachging. Ich dachte, das wäre technisch unmöglich, aber ihr Gerät hat wahrscheinlich einfach das Handtuch geworfen und aufgegeben.

Kalenderfragen

Wie auch ich mal wieder nach den letzten Gesprächen über Termine. Sie hatte einen Termin so gelegt, dass er mit meinem Kalender kollidierte. Wir haben die Vereinbarung, dass immer der erste Kalendereintrag gewinnt. Sprich: Wer zuerst einen Termin einträgt, hat Vorrecht. Pech für sie – leicht schlechte Laune und vorwurfsvoller Blick. Ich frage vorsichtig, warum sie denn nicht doch mal in Erwägung ziehe, meinen Kalender zu abonnieren. Dann würde sie ja sehen, wann ich Termine hätte. Na, der sei doch so voll, dann wäre alles unübersichtlich. Ich atme kurz schwer. Sie hätte schon ganz kurz überlegt, einfach mal was bei mir zu löschen, damit es besser aussehe, dann könne sie sich damit vielleicht anfreunden. Und eigentlich … eigentlich wolle sie Google Kalender auch gar nicht nehmen. Der fängt bei ihr nämlich am Sonntag an. Wer bitte in aller Welt würde freiwillig am Sonntag die Woche anfangen? NIEMAND! Das sei ja furchtbar. So könne sie nicht arbeiten. Nun, in den USA fängt die Woche am Sonntag an, wende ich ein – und umstellen könne sie es auch. Nein, also das sei neben Trump noch ein Grund, da nicht hinzufahren. Und entweder der Kalender geht richtig oder nicht. Diskussion beendet.

Kennt noch jemand TAN-Listen?

Ich habe dann auch nichts gesagt, als sie mich bat, ein paar Überweisungen für sie zu erledigen. Sie könne das gerade nicht machen, weil die Bank ihre Papier-TAN-Listen nicht mehr akzeptiere. Einfach so?, frage ich. Ach, sie müsse da sowas mit dem Handy einrichten, da hätte sie keine Lust drauf. Seit Monaten hätte da was in rot auf der Bankseite gestanden, aber das habe sie ignoriert, weil die würden ja wohl nicht wagen, ihr einfach die Überweisungen zu verhindern. Es sei ja wohl eine Frechheit, dass sie das jetzt machen müssen und sie mit ihrem eigenen Geld genötigt werde. Ich muss an dieser Stelle darauf hinweisen, dass fraumierau ihr Blog technisch fast komplett selbst pflegt. Nur, damit hier kein falsches Bild entsteht. Es gibt nur ein paar technische Themen, die einfach nicht auf fruchtbaren Boden fallen.

Ich bin Bob der Reparaturmeister!

Ich hab es ja dafür mit elektrischen Geräten. Vorletzte Woche ist unser Geschirrspüler kaputt gegangen. Das ist einer der Momente, in denen fraumierau mich ernst ansieht und „nein! – n.e.i.n.“ sagt. Diese knappe Aussage gilt meinen „Ich werde das selber reparieren!“-Phantasien. Ich bin nämlich verkanntes ein Talent. Als ich, ca. sieben Jahre alt, bei meiner Großmutter zu Besuch war, ging ihr Wecker kaputt. Neugierig nahm ich einen Schraubendreher (den man damals noch Schraubenzieher nennen durfte), drehte ein wenig herum und: Er ging wieder! Meine Karriere war vorgezeichnet. Mir war sofort klar, dass ich jetzt zu Höherem berufen bin und ab sofort alles reparieren werde. Ich gebe zu, in den folgenden dreißig Jahren habe ich dann bei Reparaturversuchen die ein oder andere Sache kaputt gemacht. Zuletzt im Bad den Siphon am Waschbecken, an der Badewanne und den Staubsauger. Und das auf einmal in unter 30 Minuten. Aber man gibt ja nicht auf, weil dieses Mal muss es klappt. Nun also konnte ich vielleicht einen Geschirrspüler reparieren?! Immerhin hatte ich richtig diagnostiziert, dass er nicht mehr heizt. Google sagte, dass sei das Heizrelais-Spirale-Dings-Platine-oben-unten-selber-Löten-vielleicht-Teil. Als ein Freund erzählte, er habe seinen Geschirrspüler selber mit Löten repariert, sagte ich noch „siehst Du, fraumierau!“, dann aber kam noch das Detail, dass er anderthalb Jahre später wegen der Lötstelle in Flammen aufging. Manchmal sollte man Anekdoten einfach zu Ende hören, bevor sie man sie als Argumente anführt. Etwas unsicher rief ich also doch einen Handwerker an. Der fragte abgeklärt, welcher Hersteller?, welches Alter? – und meinte „Bauknecht – vier Jahre alt? Das ist die Heizplatine, Reparatur lohnt sich nicht“. Mein „Ich bin sauer“-Level war auf circa 120. Auch die Inspektion bestätigte die Diagnose und auf Nachfrage gab der Techniker noch mal, dass Bauknecht-Geräte da oft dran versterben. Schäm Dich, Bauknecht und nagel Dir Deine Geschirrspüler ans Knie.

Abwaschen

Die Nerven lagen Blank, denn man muss dazu sagen, dass defekte Geschirrspüler bei einer fünfköpfigen Familie den Ausnahmezustand auslösen. Bis zu zur finalen Diagnose hatte ich schon drei Tage per Hand abgewaschen. fraumierau weigert sich ja generell, Dinge abzuwaschen. Wenn sie etwas beim Kochen schmutzig macht, das nicht in den Geschirrspüler passt, legt sie es dezent in die Spüle, wo es so vorwurfsvoll vor sich hinrottet, bis ich mit zwangsläufig erbarme. Weil für Schimmel bin ja dann perspektivisch eh ich zuständig, also kann ich es gleich abwaschen. Doch nun: Drei Mal täglich abwaschen! Da hilft leider nur sofort ein neues Gerät bestellen oder permanent Essen bestellen. Ich gebe zu, die ein oder andere Mahlzeit wurde wegen „Nicht schon wieder abwaschen“ eventuell geordert. Als der neue Geschirrspüler endlich kam, wurde ich noch mit leichtem Vorwurf verhört, warum ich nicht auch das Anschließen bestellt hätte. Na weil das könne ich doch selber?!, antwortete ich. Ja, eben!, meinte sie. Ich weiß auch nicht. Immerhin stelle ich mich beim ersten Geschirrspüler-Lauf daneben und gucke, ob irgendwo was abfliegt und die Küche unter Wasser ist. War sie nicht. Wenn bei Euch mal irgendwas kaputt geht: Ich kann das reparieren. Wirklich.

Kinder kaufen ein

Auf dem Land hatten wir die Probleme nicht, denn da funktioniert der Geschirrspüler. Da läuft ja eh alles ruhiger und ein schönes Ritual ist es, wenn die Kinder beim Bäcker Brötchen holen. Sie können selber entscheiden, was sie einkaufen und wir reden dann später drüber, ob das gut gepasst hat für den Tag oder auch mal nicht. Eigentlich klappt es immer, nur der erste Allein-Einkauf der Kinder bleibt unvergesslich. Sie ziehen mit einem Zehn-Euro-Schein los, kommen (quälend lange!) fünfzehn Minuten später wieder und präsentieren stolz ihren Einkauf: eine Kinderüberraschung, ein Doughnut und ein Brötchen. Satt wurden wir nicht, aber wir hatten noch am Abend vom Kichern Einschlafschwierigkeiten.

Die Namen unserer Kinder

Letztens bekam ich eine Email, dass jemand sooo gern das Blog lesen würde, aber da würden ja die Kindernamen fehlen und das sei ja doof und ob ich die nicht mal rüberschicken könne, damit sich das Gesamtbild abrunde. Aber natürlich! Wir schreiben die nämlich nicht ins Netz, damit wir sie per Mail fürs Gesamtbild verschicken können! Das machen wir sehr sehr gern. Jeden Abend setze ich mich hin und schicke dann die Geburtsurkunden der Kinder rum. Vielleicht sind ja noch irgendwelche weiteren Details von Interesse. Man weiß es ja nicht. Aber ich nehme zukünftigen AnfragerInnen jetzt einfach mal die Arbeit ab und halte hiermit fest: Unsere Kinder heißen Tick, Trick und Track.

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Kategorien: Montagspost

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Parteiloser Postprivatier.

14 Kommentare

norw · 18. April 2017 um 0:38

Wie immer sehr unterhaltsam geschrieben – der Blick ins wahre Leben macht jeden Montag Spaß!

Für den Hausfrieden sei an dieser Stelle Easy Calendar empfohlen. Synchronisiert mit iCloud und Google und lässt sich super als Familienkalender mit mehreren Nutzern gebrauchen.

Sandra Bergmann · 18. April 2017 um 0:45

Hallo Herr Mierau, endlich weiß ich jetzt, wer der Vater von Tick, Trick und Track ist! Und auch sonst habe ich Tränen gelacht… Bitte immer weiter so!!!
Ich freu mich schon auf nächste Woche!
Sandra

Kerstin Distler · 18. April 2017 um 6:58

An Pfingsten
waren die Geschenke am geringsten,
während Ostern und Weihnachten
etwas einbrachten.

ankemaria · 18. April 2017 um 9:09

dass Foto vom Pizzabacken – grossartig!

und der erste Einkauf, hach, Kinder sind einfach der Knaller.

und wieder einmal Danke für den fröhlichen Wochenstart!!

Ina · 18. April 2017 um 9:16

Das sind aber wunderschöne Namen ;-)!

LG Ina

Christine Finke · 18. April 2017 um 11:14

Hihi. Das mit der Woche, die Sonntags anfängt, was wirklich GAR nicht geht, kenne ich aus meinem letzten Job in einer Firma aus Norwegen. Die nutzten auch viele google Produkte. Und ich war genauso entsetzt wie die gute Frau Mierau. Schöne Grüße!

    leitmedium · 18. April 2017 um 15:31

    Ok, Auswandern nach Norwegen ist hiermit vom Tisch.

Verena · 18. April 2017 um 14:21

Herrlich wie immer!
Nur was ist die Hintergrundgeschichte zum Schraubendreher/-zieher?

    leitmedium · 18. April 2017 um 15:30

    Es gab anscheinend mal irgendwen der irgendwann erklärt hat, dass man Schrauben ja nicht zieht, sondern dreht und es deswegen Schraubendreher heißen müsse, wegen korrekter Sprache und so. Das hat sich nicht durchgesetzt, aber ich reiße solche Themen ja gern nebenbei an.

susi · 18. April 2017 um 19:15

Same here… Bosch Geschirrspülmaschine ging nach 2,5 Jahren kaputt (Pumpe), Reparatur sollte so teuer wie ne Neue sein. Mein Mann „das krieg ich alleine hin“… naja… hab ne Neue bestellt am Ende 😀

Sarah · 18. April 2017 um 21:22

Die Namen der Kinder interessieren mich ja auch, aber ich respektiere, dass ihr die nicht verraten mögt. Aber vielleicht ja die Kontodaten und das amazon-passwort oder so? Ich würde auch total vertrauensvoll damit umgehen! Gerne per Mail an [email protected]
Ich freue mich schon auf nächste Woche 😀

    Frau Sandkuchen · 24. April 2017 um 21:42

    Wenn ich das richtig erinnere, brüllen die Kinder die Passwörter den ganzen Tag in der Gegend herum. Einfach mal mit offenen Ohren durch Berlin laufen … ?

Elter · 18. April 2017 um 21:36

Bei uns hat das mit der Lötstelle fkt. und sie läuft nun seit mittlerweile 3 Jahren inkl. Umzug! 🙂
Das mit der TAN-Liste ging mir genauso ^^ ich habe keine Notwendigkeit für Veränderung gesehen und es hartnäckig ignoriert bis ich blöd da stand. man hatte aber auf der Bank Verständnis für mich, ich durfte schnell wieder aufhören mich zu schämen. außerdem hätten sie da auch keinen bock drauf weils kostet und Arbeit macht ABER die EU-Richtlinien..

Über Würmer-Verbot, angedrohte Prügel, Kindertoiletten, Missverständnisse, Superdads und Plazenta-Tourismus - vier plus eins · 24. April 2017 um 23:57

[…] möchte an dieser Stelle (Stichwort: Reparaturen) bekannt geben, dass ich die Blinker-Glühbirne am Auto ohne Werkstatt allein gewechselt habe! Ich […]

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